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Der Preis der Dekarbonisierung

Können Synfuels eine kostengünstige, grüne Alternative sein?
10/01/2023
Derzeit sind rund 1,4 Milliarden PKW weltweit unterwegs – Tendenz steigend. 99 Prozent davon werden mit fossilen Brennstoffen betrieben. Allein in der individuellen Mobilität besteht also eine immense Aufgabe und Verantwortung in der Dekarbonisierung. Hinzu kommen sämtliche fossil betriebenen Transporteinrichtungen für Personen und Güterverkehr.
Ein Weg zur Klimaneutralität im Mobil- und Transportsektor kann über synthetische Kraftstoffe, die sogenannten Synfuels, gehen – solange zwei Faktoren gegeben sind:
- Der Strom für die Elektrolyse und alle weiteren Prozesse stammt aus erneuerbaren Quellen.
- Kein neues CO2 wird bei der Herstellung der Synfuels produziert.
Wenn dies gegeben ist, liegt in Synfuels eine große Chance für die Dekarbonisierung. Bleibt die Kostenfrage. Rentiert sich der Umstieg auf Synfuels und wo liegen die Kostentreiber in der Umstellung? Mit diesen Fragen hat sich HM-Absolvent Robert Römer in seiner Bachelorarbeit auseinandergesetzt.
HM: Wieso sind Synfuels eine echte Alternative auf dem Weg zur Dekarbonisierung?
Robert Römer: In erster Linie, weil die Technologien hierfür schon vorhanden sind. Wenn wir diese Technologien stärker nutzen, kommt es zu vorhersehbaren Skaleneffekten. Das sind hauptsächlich die steigende Wasserstoff- und Synfuels-Nachfrage sowie Innovationen in der Wasserstoffproduktion. Somit können saubere synthetische Kraftstoffe auch von der Kostenseite eine attraktive Alternative für Verbraucher:innen werden.

HM: Zu welchem Ergebnis sind Sie in Ihrer Bachelorarbeit gekommen, wenn es um die Kosten geht?
Robert Römer: Bereits in knapp 25 Jahren kann bezahlbare Klimaneutralität im Transportsektor erreicht werden. Insbesondere weil Synfuels sich wie Benzin oder Diesel tanken lassen. So müssen Motoren nicht komplett umgebaut werden und die bestehende Infrastruktur an Tankstellen könnte bleiben, wie sie momentan ist. Die graduelle Beimischung von Synfuels zu fossilen Brennstoffen, solange bis die Fossilen komplett ersetzt werden, ist hierbei ein Schlüssel, denn die Produktionskosten sinken erst mit der Zeit. Bis diese rentabel sind, empfiehlt sich die Beimischung. Auf diese Weise werden die Kosten 2050 bei 0,52 bis 0,96 Euro pro Liter Synfuel liegen.
HM: Welche Faktoren müssen auf dem Weg dorthin berücksichtigt werden?
Robert Römer: Einer der wichtigsten Aspekte liegt tatsächlich außerhalb technischer Innovationen und Möglichkeiten. Hier geht es um den politischen Hebel, der in der Energiesteuerrichtlinie der EU verankert werden muss und CO2-neutrale Energieträger künftig von Abgaben und Umlagen befreit und somit für geringe Preise beim Endverbraucher sorgt.

An der Hochschule München können sich Bachelorabsolvent:innen nach mindestens einem Jahr Berufserfahrung zu Expert:innen für die Dekarbonisierung weiterqualifizieren – auch hinsichtlich politischem, wirtschaftlichem und ethischem Know-how. Denn hier hat Prof. Dr. Andreas Rau, der Robert Römers Bachelorarbeit gemeinsam mit Dr. Martin Stahl und Dr. Markus Seeberger von Stahl Automotive Consulting betreut hat, den Master 4D – Moderne Energiesysteme und Mobilitätentwickelt. In diesem Weiterbildungsmaster diskutieren Berufstätige über Möglichkeiten und Chancen, stationäre Anwendungen wie auch die Mobilbranche in eine grüne Zukunft zu führen.
Johanna Bronek
Weiterbildungszentrum