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„Menschliches Hören ist leider keine Geschmackssache“
Warum Menschen beim Soundgeschmack berechenbar sind.
10/08/2023
Unser Hören ist zum einen geprägt durch unsere Umwelt und den von Kindesbeinen an gelernten akustischen Mustern und zum anderen durch den physiologischen Aufbau des menschlichen Hörens mit seinen medizinischen Grenzen. „Daher ist menschliches Hören leider keine Geschmackssache“, bringt Prof. Dr. Stefan Sentpali der Hochschule München (HM) ernüchternd und hoffnungsvoll zugleich auf den Punkt und führt weiter aus: „Mithilfe der erlernten akustischen Muster können Menschen ihre Sinneswahrnehmungen gut vergleichen. Je nachdem wie dieser Vergleich ausfällt, handelt es sich um ein störendes Geräusch oder um einen geliebten Sound. Absolute Bewertungen, besonders von neuen Klängen, irritieren uns, machen aber auch neugierig. Das können wir aktuell auf unseren Straßen beobachten, anhand des Klanges von E-Autos.“
Sentpali weiß wovon er spricht, leitet er doch unter anderem den Masterstudiengang Ingenieurakustik
, der in Kooperation mit der Hochschule in Mittweida nebenberuflich an der HM studiert werden kann sowie das Labor für Akustik und Dynamik. So erläutert er weiter: „Akustikerinnen und Akustikern sind die Klangwelten, in denen wir groß wurden, sehr gut bekannt und bewusst. Damit können wir oft genauer beschreiben, was gefällt oder nicht, als es beispielsweise betroffene Probandinnen und Probanden im ersten Moment selbst benennen können. Aufgrund unserer soziologischen Prägung sind wir damit auch beim Soundgeschmack berechenbar, besonders wenn es zu laut wird. Dann kommt das Gehör nämlich an seine medizinische Grenze und nimmt Schaden. Oft werden die Haarzellen zur Nervenstimulation im cortschen Organ auf der Basilarmembran geschädigt oder sogar abgerissen. Diese Haarzellen wachsen nicht mehr nach und dieser Hörverlust ist damit leider irreparabel. Die gesundheitliche Einschränkung ist hierbei nicht die Tatsache, dass man schlecht hört, sondern die Folge davon: Hörgeschädigte verstehen Sprache nicht mehr so gut wie gesunde Ohren es tun. Die Ursache liegt im Hörverlust der hohen Töne zur Bildung der Konsonanten in unserer Sprache, die wiederum die Sprachverständlichkeit ausmachen. Deshalb mein Appell: Schützen Sie ihre Ohren, wo immer es geht! Schwerhörigkeit kann einsam machen!"
Weiterbildungszentrum
Prof. Dr. Stefan Sentapli leitet gemeinsam mit Prof. Dr. Jörn Hübelt der Hochschule Mittweida den Masterstudiengang Ingenieurakustik , der neben dem Beruf absolviert werden kann. Ingenieurakustik-Studierende sammeln Erfahrungen mit Rollenprüfstand, Alphakammer, im Tonstudio und in diversen Laboren mit exzellenter technischer Ausstattung. Dabei ergänzen sich die Standorte Mittweida und München ideal, sodass die beiden Hochschulen das komplette Spektrum der Akustik abdecken.