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Wie in einer Höhle

Die Soulbox von Industriedesigner Jakob Lohr ist ein Rückzugsort im hektischen Alltag
02/03/2015
Der 28-jähirge Jakob Lohr stellte sein Bachelorarbeits-Projekt bei der Lehrstuhlparade, die im Rahmen der imm cologne stattfand, aus. Die Ausstellung widmete sich Stuhlprototypen aus deutschen Design-Hochschulen. Der Absolvent des Studiengangs Design arbeitet heute als Freelancer.
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Was designen Sie und mit welchen Materialien arbeiten Sie am liebsten?
Prinzipiell kann ich mich für alles begeistern. Allerdings habe ich mich am meisten, auch mit der Abschlussarbeit, auf das Feld Möbel konzentriert.
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In der Materialwahl bin ich offen, weil das Thema selbst total interessant ist. Jedes Material hat andere Wirkungen, sei es jetzt optischer oder statischer Natur. Damit zu experimentieren macht wahnsinnig Spaß. Prinzipiell verwende ich am liebsten Holz und Metall, aber ich habe auch schon mit Glasfasern gearbeitet.
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Wie kann man sich den Prozess von der Idee zum Produkt vorstellen?
Ich beginne mit der Recherche und achte genau auf das Feld: Wo begebe ich mich hinein? Erst dann geht es bei mir ans Zeichnen oder Modell bauen. Für Vormodelle bieten sich Papier und Karton an. Hat man einen Geschäftspartner, stellt man seine Ideen vor, spricht darüber, ergänzt, verändert und so entsteht immer mehr – bis sich ein Prototyp herauskristallisiert. Der wird im besten Fall industriell hergestellt.
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Wie würden Sie die Soulbox beschreiben?
Die Soulbox ist ein Wohnmöbel. Das Äußere sollte schlicht sein, also nicht den Raum dominieren. Im Inneren verwende ich die Farbe Orange, die von der Wirkung her warm ist und Geborgenheit vermittelt – wie eine Höhle eben auch. Es hat einen sehr bequemen Sitz und Rückenteil. Man soll sich ja darin wohl fühlen. Die Seitenelemente sind aus schallabsorbierendem Schaumstoff, das ist das Wichtigste. Sie haben den von mir entwickelten Klappmechanismus, sodass sich das Ganze leicht schließen lässt und platzsparend verstaut werden kann. Vom Material her besteht es hauptsächlich aus Schaumstoff, Bezugsmaterial und Holz.
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Wie viel nimmt man von der Umgebung wahr, wenn man in der Soulbox sitzt?
Man bekommt schon noch etwas mit, also man ist nicht komplett abgeschottet, aber man hört nur noch die Hälfte. Auf der Messe konnte ich das beobachten: Jeder, der sich dort hinein gesetzt hat, hatte gleich einen Aha-Effekt. Es ist alles ein bisschen stummer. Auch das Sichtfeld wird eingeschränkt, aber nicht allzu sehr.
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Wie sind Sie auf die Idee mit der Soulbox gekommen?
Das Thema der Bachelorarbeit war „Wohnspecial. Wohnen im Kontext aktu- eller Lebens- und Arbeitssituationen“. Ich habe mich also damit beschäftigt, wie Menschen heute leben und arbeiten und wie sich das über die Jahre verändert hat. Als Resümee habe ich festgestellt, dass unser Alltag sehr flexibel, laut und reizüberflutend ist. Deshalb war meine Idee, einen Rückzugsort zu schaffen, der ein Stück Privatsphäre zurückgibt.
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An welchem Projekt arbeiten Sie aktuell?
Zu meiner Arbeit gehört auch die Kontaktpflege zu möglichen Geschäftspartnern. Aktuell suche ich einen Vertriebspartner für die Soulbox. Auf meiner Webseite veröffentliche ich neue Projekte wie zum Beispiel Gravity. Das ist ein flexibles Stauraummöbel, das sich alleine durch die Schwerkraft hält und aus vier abgekanteten Blechen besteht, die lediglich ineinander gesetzt werden. Es ist simpel und entspricht dem Zeitgeist, da man es ohne Schrauben, Kleber oder Dübel aufbaut. Bei einem Umzug kann es einfach zusammen gepackt und woanders wieder aufgestellt werden. Gleichzeitig ist es optisch interessant.
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pk