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Bauplanung in Afrika

Bauingenieurwesen-Studierende entwerfen Neubau eines "Education Centers" für Sambia
09/07/2015
Im Rahmen der interdisziplinären Projektarbeit bearbeiten die Bachelorstudierenden im Studiengang Bauingenieurwesen anspruchsvolle Ingenieurbauwerke und komplexe Hochbauten aus der Praxis. Ziel ist es, den Umgang mit den Prozessen eines Bauvorhabens kennenzulernen. Vor einer ganz neuen Aufgabe standen die Studenten im Sommersemester 2015.
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Die Planung des „Education Centers“
Geplant werden sollte ein tatsächlich zu realisierendes Projekt in Mumbwa, Sambia. Dort soll auf einem 10.000 Quadratmeter großen Grundstück ein „Education Center“ zur Unterrichtung von sambischen Kindern und Erwachsenen entstehen. Das geplante Schulgebäude soll zwei Klassenzimmer, einen Computerraum und einen Werkraum umfassen. Neben Sportmöglichkeiten, einem Swimmingpool und Gebäuden für die Lehrer gibt es noch Anforderungen wie z. B. einen Brunnen und Häuser für das Wachpersonal.
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Initiiert wurde das Projekt auf Anfrage von Oliver Goldmann, der vor Ort in Sambia die Gole Development Agency gründete. Sein Ziel ist es, die Schulausbildung in Sambia zu verbessern. Das Grundstück für die neue Schule hat er bereits gekauft. Aufgrund der geltenden Kaufbedingungen muss bis November 2015 mit dem Bau begonnen werden. Bislang fehlte es aber noch an den finanziellen Mitteln und den konkreten Bauplänen.
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Da der Lernerfolg auch entscheidend vom Lernumfeld abhängt, möchte Goldmann eine Schule bauen, in der die Kinder sich wohl fühlen. „In einem Klassenzimmer zusammen mit achtzig Kindern und einem Lehrer, in dem es im Sommer unerträglich heiß wird und in der Regenzeit der Regen laut auf das Wellblechdach prasselt, ist kein Lernen möglich“, sagt er.
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Mut für etwas Neues
Goldmann war sich sicher, dass es bessere Möglichkeiten gibt, eine Schule zu bauen. Deshalb bat er die Fakultät für Bauingenieurwesen der Hochschule München um Rat. Hier traf er Prof. Dr. Christian Seiler, der schließlich seine Kollegen überzeugte, diese Aufgabe von Studierenden bearbeiten zu lassen. Prof. Dr. Cezary Slominski, Prof. Lothar Schmidt und der Lehrbeauftragte Robert Kellner formulierten die Fragestellungen hinsichtlich der Architektur, der Baukonstruktion, des Tragverhaltens und des Baubetriebs für den Neubau der Schule in Mumbwa.
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Während die Aufgaben sonst immer sehr konkret und detailliert sind, war die Aufgabenstellung dieses Mal wesentlich offener. Gefordert war Mut für etwas Neues. „Vielleicht war das aber auch der Grund, warum die Zusammenarbeit innerhalb der Gruppen spürbar besser war als bei anderen Arbeiten“, meint Prof. Schmidt, der den baubetrieblichen Teil betreute. Schon während der Ergebnispräsentationen der insgesamt vier Gruppen mit jeweils fünf Studierenden wurde klar, dass es viele kreative Wege für die Realisierung gibt.
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Frische Ideen – traditionelle Baustoffe
Unterschiedliche Ideen gab es zum Beispiel für die optimale Ausrichtung der Gebäude in Anbetracht der intensiven Sonneneinstrahlung und dem Sonnenverlauf auf der Südhalbkugel. Die Ideen für eine gute Klimatisierung der Räume waren ebenso vielfältig wie die Maßnahmen, durch die der Boden den starken Regenfällen standhalten kann.
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Am meisten überraschte Goldmann aber die Wahl des Baustoffs. Die Studierenden brachten ihn auf die Idee, die Schule aus Lehm zu bauen. Während die existierenden Schulgebäude in Sambia aus Beton gebaut sind, steht Lehm als traditioneller Baustoff ausreichend und kostengünstig zur Verfügung.
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Eine weitere große Herausforderung des Projekts lag bei der Kostenkalkulation. Wie wendet man deutsche Normen auf die Bedingungen in Sambia an? Dass die Antwort auf diese Frage teilweise „aus der Hüfte geschossen werden musste“, weiß auch Prof. Schmidt. Aufgrund fehlender Erfahrungswerte war die ermittelte Kostenspanne recht groß, aber für eine erste Orientierung können die Berechnungen auf jeden Fall herangezogen werden.
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So geht es in Mumbwa weiter
Während für die Studierenden die Projektarbeit erfolgreich beendet ist, beginnt für Oliver Goldmann die nächste große Aufgabe. Er muss Geld für die Finanzierung sammeln, Menschen mit den richtigen Baukompetenzen vor Ort suchen. „Am liebsten würde ich auch hier die Studenten involvieren“, sagt er. Vielleicht sei eine studentische Unterstützung für den Bauablauf vor Ort möglich, wenn ausreichend Geld zusammen komme.
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Über den weiteren Projektverlauf informiert Goldmann auf seiner Webseite www.goleug.de
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FK02 / Louisa Tomayer