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Hochschule meets Ministerium

Prof. Dr. Martina Wegner erhält Teilabordnung an das Familienministerium in Berlin
20/01/2016
Im September 2015 erhielt Martina Wegner, Professorin an der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften, eine Teilabordnung an das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Insgesamt ein Jahr lang ist ihre Expertise vor Ort in Berlin gefragt. Im Referat Demografischer Wandel begleitet die Hochschulprofessorin unter anderem das Projekt Demografiewerkstatt.
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Die Abordnung einer Hochschulprofessorin nach Berlin ist höchst ungewöhnlich. Wie kam es bei Ihnen dazu?
Über meine Tätigkeit in verschiedenen Gremien hatte ich bereits Kontakte ins Familienministerium. Zudem wirke ich im Rahmen der Demografiestrategie der Bundesregierung in der Arbeitsgruppe „Selbstbestimmt leben im Alter“ mit. Daraus resultierte schließlich meine Teilabordnung. Unser Kultusministerium sieht das als Amtshilfe für den Bund: Meine Abordnung soll eine Brücke zwischen angewandter Wissenschaft und Verwaltung schlagen.
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Sie begleiten in Berlin das Projekt Demografiewerkstatt. Erzählen Sie kurz davon?
Bei diesem Projekt des Bundes werden gerade sechs Kommunen ausgewählt, die in den nächsten fünf Jahren demografiefest gemacht werden sollen. Dabei geht es um Themen wie Mobilität, ärztliche Versorgung, soziale Infrastruktur oder Wohnen im Alter. Die Kommunen sollen hierfür beispielhafte Strategien entwickeln und umsetzen. Eine wichtige Rolle spielen dabei auch die Bürgerbeteiligung sowie die Kooperation zwischen Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft.
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In wieweit können Sie Ihr Know-how bzw. das der Hochschule München ins Bundesfamilienministerium einbringen?
Zum einen habe ich Erfahrungswissen in der Kommunalberatung. Ich war Geschäftsführerin des Zentrums für zivilgesellschaftliche Entwicklung in Freiburg, das soziale Entwicklungen wissenschaftlich und in der Praxis begleitet. Zum anderen bringe ich natürlich einen wissenschaftlichen Ansatz und den Blick von außen mit. Ein Mehrwert für meine Kollegen aus der Verwaltung.
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Was ist Ihr Ziel bis zum Ende Ihrer Abordnungszeit im September 2016, welche Schritte möchten Sie realisiert wissen?
Die ausgewählten Kommunen sollten bis dahin ihre Strategien festgelegt haben. Dabei zu beraten und zu begleiten, ist mein Beitrag zur Demografiewerkstatt.
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Sie sind neben Ihrer Abordnung immer noch an der Hochschule München tätig. Wie lässt sich das vereinbaren?
Ein solcher Austausch ist sowohl für das Familienministerium als auch für die Hochschule München Neuland, daher war der Anfang verwaltungstechnisch schwierig. Doch beide Seiten waren sehr bemüht, die Fakultät sehr verständnisvoll: Ich gebe dort Blockveranstaltungen und kann so dazwischen immer etwa 10 Tage in Berlin sein. Das funktioniert gut. Kompliziert wird es nur, wenn im Ministerium plötzlich Termine anberaumt werden, die womöglich noch mit unverrückbaren Hochschulterminen wie der Prüfungseinsicht kollidieren.
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Nicht nur das Ministerium, auch die Hochschule profitiert von Ihrer Tätigkeit in Berlin. Inwiefern?
Interessant für uns ist die Einsicht in andere Arbeitsweisen. Beispielsweise konnte ich den Vergabeprozess für ein Programm aus der Perspektive des Ministeriums begleiten. Zudem ist es spannend zu beobachten, wie sich andere Institute und KollegInnen präsentieren. Und natürlich erhalte ich über meine Abordnung verschiedenste Kontakte ins Ministerium und generiere auch neue Praxisthemen und sogar Bachelorarbeiten für die Studierenden der Hochschule. Für mich persönlich bietet die Tätigkeit – neben dem Reise- und Arbeitsstress – selbstverständlich ebenso große Chancen: wichtige Fachveranstaltungen in Berlin, neue Kontakte und potenzielle Kooperationspartner.
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Wie lautet Ihr Resümee nach gut drei Monaten in Berlin?
Ich finde es eine interessante Erfahrung, die Arbeitsweise einer Ministerialverwaltung kennenzulernen. Viele Entscheidungsprozesse kann ich nun besser nachvollziehen, verstehe besser, wie ein Ministerium tickt. Und sicher konnte ich im Gegenzug der Verwaltung auch unsere wissenschaftliche Denkweise näherbringen.
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Das Gespräch führte Daniela Hansjakob