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PlanSpielZukunft goes real!

Bei Abschlussdebatte treffen Studierende auf reale Gegner und Befürworter der dritten Startbahn
25/01/2017
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Die Studierenden fieberten diesem Tag entgegen, manche hatten ein flaues Gefühl in der Magengegend. Das Thema „Benötigt der Flughafen München eine dritte Startbahn?“ ist komplex. In einem Seminar haben sich Studierende verschiedener Fakultäten und Semester in einen Zeitraum von drei Monaten auf ihre jeweiligen Rollen vorbereitet: Sie wälzten Daten zu Hubs und Slots, recherchierten Lärmbelastungen und Arbeitsplatzzahlen.
Auf Einladung der Flughafen München GmbH konnten sich die Studierenden im Rahmen einer Exkursion zur geplanten dritten Startbahn ihr eigenes Bild machen. Auch standen im Rahmen der Lehrveranstaltungen Expertinnen und Experten von Bund Naturschutz und dem Aktionsbündnis "Aufgemuckt" zu Diskussionen und Wissenstransfer zur Verfügung. Hier konnten die Planspielteilnehmenden wirklich auf Tuchfühlung gehen mit den realen Befürwortern oder Gegnern.
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Planspiel trifft Wirklichkeit
Nicolas Polster, Student der Luft- und Raumfahrtechnik, konnte zwar sein Rollenvorbild Dr. Markus Söder, Staatsminister der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat, nicht Angesicht zu Angesicht treffen. Aber Fabian Herrmann, Student an der Fakultät für Angewandte Naturwissenschaften und Mechatronik, traf als Pressesprecher des Aktionsbündnis Aufgemuckt auf deren reale Vertreterin Helga Stieglmeier. Auch der zukünftige Bauingenieur Matthias Greimel, der die Rolle von Dr. Michael Kerkloh übernahm, konnte dem echten Vorsitzenden der Geschäftsführung und Arbeitsdirektor der Flughafen München GmbH, gegenüberstehen.
Initiiert haben das Planspiel seitens der Hochschule München Prof. Dr. Stefan Rappenglück von der Fakultät für Studium Generale und Interdisziplinäre Studien und Willy Ratzinger von der Fakultät für Tourismus.
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Mehr als nur Rollen
In der Debatte gehörte das Wort zunächst allein den Studierenden: Sie diskutierten – moderiert von Eric Treske, dem Vorsitzenden der Gesellschaft für Planspiele in Deutschland, Österreich und Schweiz e.V, SAGSAGA, die zentralen Argumente: Was kann eine dritte Startbahn der Isarmetropole bringen? Wird sie ausgelastet sein oder eher überdimensioniert? Wie können die Betroffenen mit den Nachteilen zurechtkommen? Die rund fünfzig realen Akteure im Publikum kommentierten die Beiträge solange hinter vorgehaltener Hand, bis die Diskussion für sie geöffnet wurde.
Zum Mikrofon griffen Betroffene aus Attaching, Vertreter von Umweltverbänden, Parteivertreter und Mitarbeiter der Flughafen München GmbH. Ihnen standen die Studierenden auf dem Podium weiterhin Rede und Antwort – keine leichte Übung. Den Lerneffekt der Methode hatten die Studierenden bereits in der Vorbereitung wahrgenommen: Dominik Ruoff, hier Vertreter der Startbahngegner erzählte: „Mit der Erfahrung im Planspiel habe ich jetzt insgesamt mehr Lust, nicht nur beim Halbwissen stehen zu bleiben. Das begeistert mich.“
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Abgestimmt und abgelehnt
Was war der Ertrag der Debatte? Den zeigte eine simulierte Abstimmung über den Bau einer dritten Startbahn. Mit kleinen weißen Klickern ausgerüstet, gab jeder der insgesamt über 70 Anwesenden seine Stimme ab. Das Ergebnis: 44% sind für die Startbahn, 51% sind dagegen und 5% der Anwesenden enthalten sich. Nicht so weit entfernt vom Stimmungsbild des Bürgerentscheids aus dem Jahre 2012.
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Planspiel im Realitätscheck
Dass die Materie sehr komplex ist, darin waren sich die realen Befürworter und Gegner einig. Auch darin, dass es wohl notwendig ist, die eigenen Standpunkte möglichst plakativ vorzutragen.
Wenn das eine oder andere Argument der Studierenden einmal nicht den Punkt traf, nahm die Startbahngegnerin Helga Stieglmeier, Pressesprecherin von Aufgemuckt, es gelassen: „Für die Studenten finde ich es toll, dass sich Leute, die keine Position haben, eine erarbeiten.“ Für ihre eigene Arbeit nimmt sie mit: „Die Emotionen bleiben hängen, aber ich sehe schon die Schwierigkeiten, dass man die Inhalte noch besser transportieren muss. Das ist für unsere eigene Strategie durchaus interessant zu wissen.“
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Planspiel als Lernformat
Planspiele finden an der Hochschule München bereits an vielen Fakultäten statt. Als interdisziplinäres Lehr- und Lernformat wird ihr Potenzial zukünftig unter dem Titel PlanSpielZukunft@HM weiter entwickelt. Dies geschieht im Rahmen des Programms "ZUG – Für die Zukunft gerüstet".
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Christiane Taddigs-Hirsch