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Und, ist es leicht zu bedienen?

Usability-Expertin Prof. Dr. Gertrud Grünwied macht Produkte und Anleitungen nutzerfreundlich: Ihr neues Buch
06/02/2017
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Auf den letzten Drücker zum Zug. Schnell noch die Fahrkarte ziehen, Ticket wählen, Zielort tippen, doch: Der Automat macht nicht mit. In digitalen Zeiten treten Maschinen immer öfter an die Stelle von Menschen. Und die Kommunikation mit ihnen läuft nicht immer glatt. Wie es besser gehen kann, darüber schrieb Prof. Dr. Gertrud Grünwied, Gründerin des Studiengangs „Technische Redaktion und Kommunikation“, jetzt ein Buch. Das Handbuch richtet sich an Fachpublikum, das Thema aber betrifft alle.
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Gebrauchstauglichkeit im Wandel
Auch wer sich auf der Internetseite der Hochschule bewegt, kommt manchmal ins Grübeln: Was ist ein Freemover im Gegensatz zu einem Cross-Over? Was bedeutet in diesem Zusammenhang RKZ? Solche Fragen stellen Grünwied und ihre Projekt-Teams vom Usability-Labor ihren Testpersonen. „Wording-Test“ nennt sich eine der Methoden, mit denen sie versuchen herauszubekommen, was im Kopf der Nutzerinnen und Nutzer vorgeht. Ihnen geht es darum, die Internet-Seiten verständlicher, die Begriffe sprechender und die Navigation eindeutiger zu machen.
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Die „Gebrauchstauglichkeit“ oder „Usability“ von Software am Bildschirm, in Apps und Geräten – vom Auto bis zur smarten Pulsuhr – ist das Metier von Grünwied. Was Usability für sie bedeutet, erweitert das gängige Verständnis: „Ich verstehe unter Usability nicht nur die Gebrauchstauglichkeit der Produkte, sondern auch die Benutzerfreundlichkeit der dazu gehörigen Anleitungen. Erst wenn, was früher ein Handbuch war, sich in einer problemlosen Navigation für die Benutzer niederschlägt, kann man wirklich von intuitiver Bedienung sprechen“, sagt die Expertin. Aber wer sind die Nutzerinnen und Nutzer?
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Nutzerinnen und Nutzern in den Kopf geschaut
Menschen, die Geräte oder Programme bedienen, ticken oft sehr unterschiedlich. Eine App für die Autolinien eines Herstellers muss für die Fahrerinnen und Fahrer gleich welchen Lebensstils schnell und einfach zu bedienen sein.
Grünwied entwickelt in der Usability-Forschung für jede Nutzergruppe der jeweiligen Automarke eine virtuelle Person, die so genannte Persona – basierend auf vorab geführten Interviews. Sind es junge Fahrer, vertraut mit der digitalen Welt, oder qualitätsbewusste Fahrer, die das Smartphone eher ungern zücken?
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Inwieweit ein neu entwickeltes Produkt auf die Bedürfnisse der einzelnen Gruppen bereits abgestimmt ist, prüft sie mit unterschiedlichen Methoden. Eine Kontrolllampe im Auto leuchtet. Wie gelingt es dem Fahrenden, das Problem zu lösen?
Mit der Methode „Lautes Sprechen“ sagen Testpersonen einfach, was ihnen während der Suche nach der Fehlerbehebung in der Auto-App durch den Kopf geht. „Eyetracking“ beobachtet die Testpersonen dabei, wie ihre Augen über die Bildschirm-Oberfläche wandern: Behalten sie den Überblick oder scrollen sie laufend vor und zurück?
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Vermitteln zwischen Menschen und Maschinen
Was treibt die Usability-Expertin in ihrem Job an? „Ich arbeite interdisziplinär!“, sagt Grünwied. Bei jeder neuen Aufgabe arbeitet sie sich in immer andere Themen und in die Windungen und Wendungen neuer Systeme und Nutzergruppen ein.
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Sie vermittelt nicht nur zwischen Mensch und Maschine, sondern auch zwischen NutzerInnen und Anbietern: „Ich verfolge einen ganzheitlichen Ansatz. Im Idealfall lotst sich der Nutzer zukünftig durch ein sich selbst erklärendes Programm. Eine separate Hilfefunktion ist dann gar nicht mehr nötig.“ Doch Grünwied will noch mehr: „Ein reibungsloses Funktionieren der digitalen Geräte ist heute nicht mehr genug. Gewünscht wird, dass es auch noch Spaß macht, ja sogar zum Erlebnis wird. Auch daran arbeiten wir.“
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Weitere Informationen: Das Buch "Usability von Produkten und Anleitungen im digitalen Zeitalter. Handbuch für Entwickler, IT-Spezialisten und technische Redakteure" von Gertrud Grünwied ist im Verlag Publicis Pixelpark in Erlangen erschienen.
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Christiane Taddigs-Hirsch