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Augenöffnendes Lesen

KonTEXT Leseprojekt für straffällige Jugendliche erhält den HanseMerkur Preis für Kinderschutz
06/07/2017
Das KonTEXT Leseprojekt der Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften hat Ende Juni den mit 20.000 Euro dotierten Hauptpreis des „HanseMerkur Preis für Kinderschutz“ erhalten. Ziel der Maßnahme ist es unter anderem, die straffällig gewordenen Jugendlichen im Alter von 14 bis 21 Jahren zum Nachdenken über sich und die Lektüre anzuregen, Bildung zu fördern und Interesse am Lesen zu wecken.
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Denn: „Nicht selten verbergen sich hinter den Straftaten ernsthafte persönliche Probleme, angefangen bei Konflikten in der Familie über Schwierigkeiten in der Schule bis hin zu Verlusten wichtiger Bezugspersonen und massiven Gewalterfahrungen. Ob da Jugendarrest oder Sozialstunden immer die richtigen Maßnahmen sind? “, fragte sich Prof. Dr. Caroline Steindorff-Classen. Die Antwort darauf ist das 2010 von ihr ins Leben gerufene KonTEXT Leseprojekt. In dessen Rahmen regen rund 50 Studierende, großteils aus dem Studiengang Soziale Arbeit, aber auch aus anderen Studiengängen an der HM und LMU, Jugendliche zum Lesen und zur Selbstreflexion an. Über die Auszeichnung freut sich Prof. Dr. Steindorff-Classen sehr: "Die Auszeichnung von KonTEXT mit dem renommierten HanseMerkur Kinderschutzpreis, der zugleich einer der ältesten Sozialpreise Deutschlands ist, stellt eine ganz besondere Anerkennung des Projekts dar."
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KonTEXT hat verschiedene Wirkungsbereiche: an der Hochschule selbst, aber auch in den Jugendarrestanstalten München und Landshut sowie in der U-Haft-Abteilung der Justizvollzugsanstalt München. An der HM werden Leseweisungen angeboten, bei denen die Jugendlichen sich selbst ein Jugendbuch aus über 300 Büchern auswählen können, das sie dann begleitet von MentorInnen lesen. Am Ende erstellen die Jugendlichen Abschlussarbeiten, die die Inhalte der Bücher verarbeiten sollen, zum Beispiel in Form einer Kurzgeschichte oder eines Plakats. Weiterhin leiten die Studierenden an den Jugendarrestanstalten und Justizvollzugsanstalten Lesegruppen, ein Schulschwänzer-Haftverkürzungsprogramm, eine Arrest-Bücherei sowie Textwerkstätten. Insgesamt haben bereits über 2.000 Personen an den Maßnahmen teilgenommen.
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Die Angebote dienen nicht nur dazu, das Selbstwertgefühl der Jugendlichen mit wertschätzendem Umgang zu stärken. Sie leisten auch einen Beitrag zur sozialen Integration und Bildung einer Gruppe von oftmals besonders benachteiligten jungen Menschen: Jugendliche mit psychischen und Aggressionsproblemen, Erfahrungen mit massivem Drogenkonsum, Gewalt, dem Verlust wichtiger Bezugspersonen, mit Selbstverletzungen, Essstörungen und Depressionen. Die Einschätzung einer 16-jährigen Teilnehmerin des KonTEXT Projekts: „Diese Maßnahme finde ich auf jeden Fall sinnvoller als die üblichen. Jeder Jugendliche sollte die Chance bekommen, sich auf diese Art und Weise zu bessern und was dazu zu lernen.“
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Zur Seite des KonTEXT-Leseprojekts
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Cathrin Cailliau