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Der erste Applied-Science-Slam...

…fand an der HM statt! Er zeigte, warum Baumumarmungen und Blutwunder wissenschaftlich sind
29/03/2018
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Was haben ein Altphilologe, eine Klimatologin, eine Architektin und ein Physiker gemeinsam? Sie alle haben beim ersten Applied-Science-Slam rund 300 ZuschauerInnen durch Wissenschaft so begeistert, dass der Schallpegelmesser von Prof. Dr. Georg Eggers von der Fakultät für angewandte Naturwissenschaften und Mechatronik auf 106 Dezibel ausschlug. Das ist der Lautstärkebereich „Flugverkehr“.
Wie wissenschaftliche Kurzvorträge und Dezibel zusammenpassen, ist schnell erklärt: Ein Science-Slam bietet WissenschaftlerInnen die Möglichkeit, ihre Forschungsprojekte in zehnminütigen Vorträgen auf einer Bühne unterhaltsam zu präsentieren. Wem das am besten gelungen ist, entscheidet das Publikum am Ende durch Applaus.
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Warum die Zukunft der Robinie gehört
Klimatologin Cathrin Cailliau von der Hochschule München begeisterte mit dem Forschungsthema ihrer Masterarbeit an der Universität Bayreuth und ihrem unermüdlichem Einsatz dafür: Um herauszufinden, wie Städte als besonders hitzeanfällige Orte zukünftig trotz des Klimawandels angenehm kühl bleiben können, vermaß sie mehr als 400 Bäume in und um Bayreuth. Denn Bäume kühlen durch Beschattung, Verdunstung und CO2-Speicherung direkt und indirekt ihre Umgebung.
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Diese Unternehmung wurde von extremen Rahmenbedingungen begleitet: Redebedürftige RentnerInnen klärten sie über die Notwendigkeit von Zahn-OPs auf und Tretminen aller Art galt es zu umschiffen. Aber die Mühen haben sich gleich zweifach gelohnt: Cailliau fand heraus, dass die Robinie als Baumart aufgrund ihrer klimatischen Widerstandsfähigkeit und optimalen Klimaleistung am besten für die Städte der Zukunft geeignet ist. Außerdem machte das Publikum am meisten Lärm für sie und kürte sie zur besten Science-Slammerin des Abends. Ihren Auftritt gibt es auf YouTube zu sehen.
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Das Ende von Psychothrillern vorhersagen
Dr. Stefan Merkle von der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München heizte die Bühne mit einem Vortrag über den Nutzen klassischer Bildung im Alltag ordentlich auf. Der Altphilologe setzte die aristotelische Definition einer klassischen griechischen Tragödie in den direkten Vergleich zum Filmgenre Psychothriller. Sein Fazit: Kennst du einen, kennst du alle. Wer wissen möchte, warum das so ist, kann seinen kompletten Vortrag auf YouTube ansehen.
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Ein Physiker, der Wunder wirkt
Wer dachte, dass die Kombination von Altphilologie und Psychothrillern schon gewöhnungsbedürftig ist, staunte nicht schlecht, als sich Physiker Matthias Mader von der LMU dem „Blutwunder von Neapel“ in seinem Vortrag annahm: Es handelt sich um eine religiöse Tradition, bei der das in Ampullen aufbewahrte Blut des Heiligen Januarius dreimal jährlich zu besonderen Festtagen bei einer Prozession durch die Stadt getragen wird und sich dabei verflüssigt.
Mit Ketchup stellte Mader diesen Vorgang nach und bewies erfolgreich, dass die Verflüssigung einer zuvor geleeartigen Substanz kein Zeugnis von heiligen Mächten ist, sondern ein einfacher chemischer Vorgang. Wer nicht live dabei sein konnte, kann sich das wissenschaftliche „Wunder“ auf Youtube ansehen.
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Promotion mit Heimatgefühlen
Als Ferihan Yesil ihren Vortrag über die Rolle der städtischen Architektur beim Erzeugen von Heimatgefühlen mit perfekt überzeichnetem türkisch-deutschen Akzent begann, sorgte die studierte Architektin zunächst für Verwirrung, was aber innerhalb von Sekunden in viele Lacher umschlug: Denn die Münchnerin wechselte in perfektes Deutsch und räumte damit die klassischen Vorurteile über türkischstämmige Deutsche vom Tisch. Für ihren allerersten Slamauftritt überhaupt erntete sie am Ende des Vortrags viel Applaus aus dem Publikum. Hier gibt es ihn auf YouTube zu sehen.

Wissenschaftliche Musikuntermalung
Auch musikalisch zog die Hochschule München an diesem Abend alle Register: Moderator Prof. Dr. Georg Eggers und Prof. Dr. Michael Sachs gaben zwei höchst unterhaltsame Performances zum Besten, die unter anderem die romantische Bedeutung einer Schnupfennase erklärten. Musiker und Kabarettist Peter Fischer heizte dem Publikum am Keyboard mit einer jazzigen Vertonung seines eigenen Namens nach dem Beispiel von Johann Sebastian Bach ein. Seinen Auftritt, der auch ein unfreiwillige komödiantische Einlage des Banners hinter ihm enthält, gibt es hier auf Youtube.
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Wer noch mehr Wissenschaft in Action sucht: Die nächsten Angewandte-Wissenschafts-Battles an der HM sind für Mai und Oktober geplant.
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Valerie Stärk