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Alles behalten, solange es geht

Rural-Mining-Leitfaden soll Rückbau von Fertighäusern erleichtern
07/08/2019
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Es existiert ein riesiger Schatz an Baustoffen. Und damit sind nicht die Rohstoffe in der Erstverwertung gemeint, sondern bereits verbaute. Nur Wenige kommen aktuell beim Hausbau auf die Idee, bereits benutzte Rohstoffe zu verwenden, dabei gibt es diese nutzfähig in riesigen Mengen. Sie befinden sich in bereits gebauten Gebäuden. Diese Materialien sind zwar nicht sofort zum Einsatz bereit, aber dennoch durch effizienten Rückbau und Recycling verfügbar und wiederverwertbar. Angesichts drohender zukünftiger Rohstoffknappheit ein enormes Potenzial.
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In Zukunft soll alles möglichst recycelbar sein
Den nachhaltigen Umgang mit diesem Potenzial wollen Prof. Dr. Natalie Eßig von der Fakultät für Architektur und Prof. Dr. Andrea Kustermann von der Fakultät für Bauingenieurwesen in ihrem Forschungsprojekt aufzeigen. Sie entwickeln gemeinsam mit ihrem Team, Sara Lindner, die hierzu promovieren wird, und Karl Pirker, Masterstudent, einen Leitfaden zum Rückbau von Fertighäusern in Holzfertigbauweise. Das Team testet zudem im Rahmen ihrer Forschungsarbeit die Möglichkeiten, Baustoffe zu analysieren, zu trennen, aufzubereiten und letztendlich wiederzuverwenden.
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Sie forschen gezielt an Fertighäusern, da ihre Modulbauweise einen Auf- und Abbau zulässt. Die Module der zu untersuchenden Fertighäuser sind demontierbar, allerdings sind diese in sich häufig geklebt, geschraubt oder genagelt. Im HM-eigenen Baustofflabor prüfen die WissenschaftlerInnen Holz, Beton, Stahl und testen unter anderem den Rückbau und die Trennbarkeit von Verbindungen bei Wänden.
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Durch die gemeinsame Arbeit mit den Projektpartnern Schwörer Haus, Bien Zenker und Weber-Haus, konnte schon ein gemeinsames Ziel für zukünftige Bauweisen gefunden werden. Dieses beinhaltet: Weniger verkleben, mehr verschrauben und demontierbare Verbindungen wählen. „Bei den ersten Versuchen der Demontage von Modellbauteilen wurde zwar festgestellt, dass immer noch recht viel verklebt ist. Aber der Plan ist, in Zukunft demontierbar zu bauen“, so Kustermann.
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Umdenken in der Politik schaffen
Eine weitere Hürde beim Wiederaufbau eines Hauses sind rechtliche Schwierigkeiten. Natalie Eßig erklärt dazu: „Im Grunde ist dies ein Neubau, aber mit einer Technik, die womöglich 20 Jahre alt ist und nicht mehr aktuellem Recht entspricht. Man soll also gleichzeitig nachhaltig bauen und aktuelle Gesetze beachten, das widerspricht sich. Hierzu sollten sich Gesetzgebende unbedingt Gedanken machen.“
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Laut aktuellem Projektstand sind die notwendigen Werkzeuge zur Materialtrennung theoretisch ausgewertet und die Materialien analysiert. In welcher Form der Leitfaden erscheinen wird, ist noch in der Planung. Nach Abschluss dieses Forschungsvorhabens soll ein weiteres Projekt zum Rückbau von Massivhäusern folgen.
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Petra Wiese