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Regenwald als Kapital

HM-Lectures for Future: Prof. Dr. María Begoña Prieto Peral über das Wachstumsmodell Lateinamerikas
07/12/2020
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„Wir haben ein Wirtschafts- und Wachstumsmodell in Lateinamerika, das eine Katastrophe ist, und wir sind ein Teil davon“, sagte Prof. Dr. María Begoña Prieto Peral während ihrer Online-Vorlesung Ende November zum Thema „Regenwald als Kapital – Das lateinamerikanische Wachstumsmodell und die Folgen für das Klima“. Der Regenwald werde als „Ware“ gesehen, so Prieto Peral. Als Beispiel nannte sie an diesem Abend den Sojaanbau in Brasilien, das als wichtigstes Sojaexportland der Welt gilt. Um Anbauflächen zu schaffen, wurden alleine in den ersten fünf Monaten dieses Jahres 2.000 Quadratkilometer Tropenwald gerodet. Wer steht hinter diesem umweltschädlichen Handeln? Was sind die Auswirkungen für Umwelt, Klima und die Bevölkerung Lateinamerikas? Gibt es Lösungen?
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Diese Fragen behandelte die Professorin mit dem Forschungsschwerpunkt Landesstudien Spanien und Lateinamerika an der Fakultät für Studium Generale und Interdisziplinäre Studien im Rahmen der Ringvorlesungsreihe „HM-Lectures for Future“. Die Hochschule München lädt in diesem Wintersemester WissenschaftlerInnen von Münchner Hochschulen dazu ein, die Themen Klimawandel, Umweltschutz und Nachhaltigkeit aus ihren unterschiedlichen Fachbereichen zu beleuchten. Die Vorlesungen geben einen interdisziplinären Überblick im Kontext von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.
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Keine Utopie
Prieto Peral erläuterte anschaulich die globalen Klimafolgen des Handels mit Sojabohnen aus Brasilien: Die EU importierte zwischen 2010 und 2015 67,7 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen, die in den brasilianischen Sojaimporten enthalten waren, mit denen Nutztiere wie Schweine und Rinder ernährt werden. „Die Lieferketten sind meistens auf drei oder vier Unternehmen zurückzuführen, die unter anderem in den USA und Europa sitzen", erklärte Prieto Peral. Diese müssten von Brasiliens Regierung stärker überprüft werden, um den Regenwald besser vor illegaler Abholzung zu schützen. Schärfere Gesetze zu verabschieden, die in diese Lieferketten hineinwirken, sei aber oft sehr schwierig. „Wir haben in Lateinamerika eine Fossilelite, die nicht daran interessiert ist, etwas zu ändern“, kritisierte die Professorin. Sie betonte aber auch, dass das Veränderungspotential in Lateinamerika „keine Utopie“ sei, wie verschiedene Protestbewegungen für den Klimaschutz, beispielsweise „Fridays for Future“, zeigen.
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Weitere Vorlesungen im Rahmen der HM-Lectures for Future finden Sie im Veranstaltungskalender der Hochschule München.
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Amanda Shala