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E-Mobilität in der Luft

Das Start-up „Electric Flytrain“ von HM-Absolvent Tobias Kahnert elektrifiziert den Flugverkehr
08/11/2021
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Während der Straßenverkehr immer mehr auf E-Mobilität setzt, befindet sich die Luftfahrt noch in der Erprobungsphase. Electric Flytrain, Alumni des Strascheg Center for Entrepreneurship, will das ändern. Das Münchner Start-up entwickelt elektrische Antriebs-Gesamtsysteme für Flugzeuge. Sein CEO, Tobias Kahnert, absolvierte an der HM den Bachelorstudiengang „Elektrotechnik – Elektromobilität“.
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HM: Von der Automobil- in die Luftfahrtindustrie: Wie kam es dazu?
Tobias Kahnert: Meine Bachelorarbeit habe ich bei Tesla geschrieben. Danach war ich vier Jahre als Ingenieur für die Integration des gesamten elektrischen Antriebsstrangs in den Fahrzeugen zuständig. Als unsere E-Autos massentauglich wurden, hatte ich überlegt: Wo lässt sich diese Technik noch anwenden? So kam ich auf die Luftfahrt. Ich habe meine Kontakte im Silicon Valley genutzt und bin zu einem Start-up für Drohnentechnik gegangen. Mit dem anschließenden Master an der Cambridge University konnte ich mich auf nachhaltige Alternativen zu fossilen Brennstoffen im Flugverkehr spezialisieren. Das legte den Grundstein für Electric Flytrain.
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Inwieweit half das Studium auf dem Karriereweg?
Was ich an der HM zu elektrischen Antriebssträngen gelernt habe, hilft mir tatsächlich heute noch. Ich greife immer wieder auf dieses Wissen zurück. Meine ersten Praxiserfahrungen habe ich bei Wettbewerben von municHMotorsport und im Pflichtpraktikum bei Tesla gesammelt.
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Welche Lösungen bietet Ihr Unternehmen?
In der Automobilindustrie ist die E-Mobilität sehr fortgeschritten, in der Luftfahrtindustrie ist es bei Weitem nicht so. Hier wollen wir mit unserer Expertise aus dem Fahrzeugbereich ansetzen. Ein Standbein unserer Firma sind Entwicklungsaufträge von Flugzeugherstellern, die bereits an elektrischen Flugzeugen arbeiten. Unser zweites Standbein, das wir gerade aufbauen, ist die Herstellung von eigenen Produkten wie beispielsweise eine hybrid-elektrische Antriebseinheit.
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Sicher gab es Herausforderungen beim Wechsel in die Luftfahrt.
Ja, viele. Die Luftfahrtindustrie besitzt hohe Sicherheitsstandards – noch höher als in der Automobilindustrie. Sich mit diesen vertraut zu machen und gemäß den Standards Entwicklungen anzustoßen, war eine Challenge. Außerdem mussten wir in der ersten Phase Hersteller und Investoren finden, mit denen wir eng zusammenarbeiten konnten. Netzwerken ist da unglaublich wichtig.
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Was ist für die Zukunft geplant?
Attraktive Lösungen für die kommerzielle Luftfahrt anbieten. Aber um die nötige Technologie zu entwickeln, müssen wir erst auf kleineren Märkten anfangen, etwa für Flugplattformen ohne Passagiere oder Kleinflugzeuge. Genau auf diese zielen viele unserer Technologien derzeit ab. Wir entwickeln schon zahlreiche Komponenten inhouse. Langfristig möchten wir aus diesen Antriebsstränge für immer höhere Leistungsklassen bis zum großen Verkehrsflugzeug konstruieren. Und wir wollen den Impact, den die Luftfahrt auf das Klima hat, reduzieren.
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Das Interview führte Amanda Shala