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Wie bleibt man seelisch gesund?
Tag der seelischen Gesundheit: die psychiatrischen Pflegefachkräfte Theresa Schmoldt und Anna Nosenko im Gespräch darüber, wie die Seele gesund bleiben kann
07/10/2022
Als psychiatrische Pflegekräfte und angehende Advanced Practice Nurses sind Anna Nosenko und Theresa Schmoldt in ihrer täglichen Arbeit mit unterschiedlichsten seelischen Zuständen ihrer Patient:innen konfrontiert. Beide studieren berufsbegleitend und haben es bei ihren jeweiligen Arbeitsstellen mit Menschen in psychischen Notsituationen und vor allem mit deren Genesung zu tun. Die Pflege spielt dabei eine überaus große Rolle.
Seelische Gesundheit ist individuell
„Sich seelisch gesund zu fühlen, ist nicht nur enorm wichtig, um ein für sich lebenswertes Leben zu führen, sondern darüber hinaus auch etwas sehr Individuelles“, erklärt Anna Nosenko, die im Atriumhaus in München auf einer Krisenstation für psychisch Erkrankte arbeitet. „In meinem beruflichen Kontext merke ich immer wieder, dass es unter anderem auf die psychische Erkrankung ankommt, die mit unterschiedlichen Einschränkungen im privaten sowie beruflichen Alltag einhergehen kann. Eine Person mit einer Schizophrenie möchte beispielsweise, dass
die Stimmen im eigenen Kopf aufhören, befehlend oder kontrollierend zu sein.“ „Und jemand mit Demenz sehnt sich demgegenüber vielleicht eher nach einem Zuhause, nach Geborgenheit“, führt Theresa Schmoldt weiter aus, die in der Geronto-Psychiatrie im kbo-Isar-Amper-Klinikum tätig ist. „Gemeinsam ist in den meisten Fällen, dass sie leider lange damit zu kämpfen haben, Akzeptanz für sich und die Erkrankung zu schaffen.“ Deswegen versuchen die Pflegenden, die Patient:innen in ihrer Selbstakzeptanz sowie Selbstwirksamkeit zu bestärken, damit sie ihren Alltag möglichst eigenverantwortlich bewältigen können.
Vernetzte Versorgung
Gerade in der Psychiatrie ist die Pflege sehr komplex, da viele äußerliche und innere Faktoren Einfluss auf das seelische Wohlbefinden von Patient:innen haben. Advanced Practice Nurses leisten einen unverzichtbaren Beitrag in der Versorgung, denn sie geben ihren Patient:innen einen geeigneten Werkzeugkoffer mit Strategien, die individuell helfen und in den Alltag passen, an die Hand.
„Sowohl durch den Pflege-Bachelor als auch das ANP-Studium erweitern wir Pflegekräfte unsere Kompetenzen, um Patient:innen die bestmögliche Versorgung zu ermöglichen“, erklärt Theresa Schmoldt und Anna Nosenko fügt hinzu: „Zudem ist die multiprofessionelle Zusammenarbeit in der psychiatrischen Versorgung essenziell, weshalb es für uns sehr wichtig ist, auch über den Tellerrand hinauszuschauen, Versorgungsstrukturen zu reflektieren und uns mit anderen Akteuren der psychiatrischen Versorgungslandschaft zu vernetzen – und dies unter Einbezug aktueller Forschungserkenntnisse.“ Ein fester Bestandteil der APN-Rolle ist die beratende Funktion sowohl für den Kolleg:innenkreis als auch Patient:innen und deren Angehörigen.
Prävention, Aufklärung, Achtsamkeit
Die Einbeziehung aller Parteien und der aktive Austausch untereinander kann so zu einem positiven Verlauf der Genesung der Patient:innen führen. Aber wie bleibt man – nicht nur in Krisenzeiten – seelisch gesund? „Insbesondere ist die Selbstakzeptanz entscheidend und auch das frühzeitige Erkennen von Warnsignalen. Insgesamt sollte die Scheu genommen werden, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Prävention und Aufklärung sind meines Erachtens wichtige Bausteine in der seelischen Gesundheit“, so Theresa Schmoldt. Anna Nosenko ergänzt: „Dazu gehört für mich zudem ein achtsamer Umgang mit sich selbst und dem Umfeld. Es hilft, sich selbst immer wieder in den Fokus zu stellen, sich den eigenen Bedürfnissen bewusst zu werden und auch Grenzen zu setzen.“
Johanna Bronek