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Kaufen oder nicht? Eine Frage der Geräusche.
Was es bedeutet, kostengünstig und gewichtsoptimal ein akustisch komfortables Fahrzeug zu entwickeln
15/05/2023
Wie klingt eigentlich der Blinker in Ihrem Auto? Oder haben Sie schon einmal bewusst auf die Geräusche eines Linienbusses geachtet? „Fahrzeugbauende haben die Verbraucherinnen und Verbraucher immer im Fokus und sie wissen, dass das Geräusch- und Schwingungsverhalten eines Fahrzeugs zunehmend die Kaufentscheidung bestimmt“, erläutert Dr. Michael Brandes, Lehrender im Master Ingenieurakustik an der Hochschule München. „Daraus resultieren für uns Fahrzeugakustiker und -akustikerinnen spannende und herausfordernde Aufgaben, um die akustische und schwingungstechnische Qualität mit jeder neuen Fahrzeugentwicklung sicherzustellen.“
Der Mensch im Fokus
Wenn Autobauende ihre neuesten Serien auf den Markt bringen, geht dem Launch ein langer Prozess voraus. Hier werden die Grundsteine für die Qualität gelegt. Denn obwohl das komfortable Fahren, das Wohlbefinden und die Zufriedenheit der Kund:innen immer im Zentrum des Zielproduktes steht, gilt es auch Zielvorgaben zu erreichen und die Kosten nicht aus dem Blick zu verlieren. Das Hauptziel besteht darin, möglichst kostengünstig und gewichtsoptimal ein schwingungstechnisch und akustisch komfortables Fahrzeug zu entwickeln. „Ein Fahrzeug, in dem alle denkbaren Maßnahmen zur Komfortsteigerung integriert werden, wird vermutlich die Vorgaben an Gewicht und Kosten nicht erfüllen“, weiß Michael Brandes – selbst seit vielen Jahren Fahrzeugakustiker.
Daher müssen an verschiedenen Schnittstellen passende Kompromisse gefunden werden. „Das Fahrzeug stellt immer ein komplexes Ganzes aus vielen physikalischen Zusammenhängen dar. Da sind – um nur einen Teil zu nennen – Triebstrang, Karosserie, Fahrwerk, Aeroakustik, Funktionsgeräusche und viele weitere Komponenten. In diesem komplexen Zusammenspiel ist es auch unsere Aufgabe als Akustiker und Akustikerinnen Geräusche und Schwingungen, die nicht mit der Kundenerwartung korrelieren auf ein Minimum zu reduzieren.“
Aufgaben, bei denen sich das Hinhören lohnt
Akustiker:innen stellen sich in diesem Gesamtprozess verschiedensten Herausforderungen. Sie berechnen, analysieren, prüfen und verbessern kontinuierlich das Geräusch- und Vibrationsverhalten. Zudem kommen die physikalische, die physiologische und nicht zuletzt die Psychoakustik zum Tragen. Weitere Aufgabenfelder finden sich in der physikalischen Messtechnik, der digitalen Signalverarbeitung, umfangreichen Berechnungs- und Analysemethoden sowie im Einsatz von künstlicher Intelligenz. Mit all dem tauchen Fahrzeugakustiker:innen in unterschiedlichste Themenwelten, wie Qualität, Bauraum, Umwelt, Crash, Gewicht oder Kosten ein und betrachten die Akustik somit immer im Gesamtkomplex.
Weitere Informationen zum Master Ingenieurakustik
Michael Brandes lehrt im Master Ingenieurakustik das Modul Fahrzeugakustik und Verkehrslärm und diskutiert mit den Studierenden grundlegende Schwingungs- und Geräuschthemen der Fahrzeugakustik, die sie auf Gesamtfahrzeuganwendungen übertragen.
Die Schwerpunktthemen bilden:
- Grundlagen zu: Akustik & Schwingungen, digitale Signalverarbeitung, Messtechnik, Subjektiv-Objektiv Bewertungen, Prüffeld
- Karosserieakustik und Isolation
- Antriebsgeräusche von Fahrzeugen mit Verbrennungs- und Elektroantrieb
- Fahrgeräusche: Reifen-Fahrbahn, Aeroakustik und typische Störgeräusche
- Transferpfadanalyse
- Gesetzliche Anforderungen: die beschleunigte Vorbeifahrt, das Acoustic Vehicle Alerting System (AVAS)
- Verkehrslärm
Der Master Ingenieurakustik ist ein Kooperationsstudiengang der Hochschulen München und Mittweida und startet zum nächsten Mal im Oktober 2023. Bewerbungen sind bis zum 15. Juli 2023 über die Hochschule Mittweida möglich. Alle Informationen zum Studienangebot finden Sie auf der Webseite hm.edu/ingenieurakustik
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Johanna Bronek
Weiterbildungszentrum