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REPCHANCE: Bausteine für mehr Demokratie

HM-Forscher zeigen, wie unterrepräsentiert Menschen mit Migrationshintergrund in Parlamenten sind
23/05/2023
Im Vergleich zu ihrem Anteil in der Gesellschaft sind Menschen, die selbst eingewandert sind oder einen zugewanderten Elternteil haben, in Parlamenten unterrepräsentiert. In den Landtagen ist das Missverhältnis noch stärker ausgeprägt als im Bundestag. Prof. Dr. Andreas M. Wüst und Henning Bergmann von der Hochschule München zeigen mit dem Projekt REPCHANCE außerdem große Unterschiede zwischen den Bundesländern und den Parteien auf.
Erste Forschungsergebnisse zeigen: Die Anzahl der Abgeordneten mit Migrationshintergrund sowie ihr Anteil an allen Abgeordneten haben seit 1990 stark zugenommen: Ende 2021 waren es im Bundestag 83 Abgeordnete und somit 11,3 Prozent der Abgeordneten, in den Landtagen waren es 136 Personen, also 7,2 Prozent aller Abgeordneten.
Große Unterschiede zwischen den Bundesländern und den Parteien
Es sind allerdings vor allem die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen, die einen hohen Anteil an Abgeordneten mit Migrationshintergrund haben. Einen niedrigen Anteil gibt es in den ostdeutschen Bundesländern und besonders schlecht schneiden die Bundesländer Saarland, Rheinland-Pfalz, NRW, Hessen und Bayern ab – hier gebe es eine deutliche "Repräsentationslücke".
Die Repräsentation in Parlamenten sei aber ein Zeichen dafür, wie es um gesellschaftliche und politische Teilhabe und auch Chancengerechtigkeit steht – und da bestehe offensichtlich ein Defizit. „Und wir sehen signifikante Unterschiede nach Parteizugehörigkeit: Sehr hohe Anteile haben die Linkspartei, die Grünen und die SPD, niedrige Anteile haben CDU, CSU, FDP und AfD.“, so Wüst.
Das Projekt REPCHANCE
REPCHANCE ist ein von der Robert Bosch Stiftung gefördertes Forschungsprojekt, das die politische Repräsentation von Menschen mit Migrationsgeschichte untersucht. Das Projekt wird von 2022 bis 2024 an der HM unter Leitung von Andreas M. Wüst realisiert. Persönliche Interviews sollen ermitteln, wie die Bedingungen für Karrieren in der Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft für unterrepräsentierte Minderheiten aussehen.
Weitere aktuelle Ergebnisse des Projekts REPCHANCE sind auf dieser Seite zu finden.
Anja Kistler