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Kinderbesuch auf der Intensivstation

HM-Professor Tilmann Müller-Wolff entwickelte in einer Arbeitsgruppe Empfehlungen für beiderseitig gelingende Besuche
07/06/2023
Während die Praxis, dass Kinder ihre Geschwister auf Kinderintensivstationen besuchen, bereits üblich und gewünscht ist, sind die Regelungen für Kinderbesuche auf Erwachsenenintensivstationen abhängig von der jeweiligen Einrichtung. Eine Empfehlung der Arbeitsgruppe „ICU Kids“ gibt jetzt evidenzbasierte Empfehlungen, welche die Seite der Kinder und Eltern in unterschiedlichen Familienkonstellationen ebenso berücksichtigen wie juristische und hygienische Fragestellungen der Institutionen. Dies mit klaren Entscheidungsregeln, welche die Planung, Durchführung und Nachbereitung von Kinderbesuchen im Klinikalltag handhabbar machen soll.
Expertise zur Intensivpflege an der HM
Seit Oktober 2022 hat Prof. Tilmann Müller-Wolff, Professor an der Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften der HM, eine Professur für Pflegewissenschaft mit den Schwerpunkten Klinische Notfallversorgung und Intensivpflege. Er arbeitete an dem Expert:inne-Arbeitskreis aus der Perspektive der Intensivpflegewissenschaft mit: „Besuche von An- und Zugehörigen von kritisch Erkrankten werden zunehmend als gesundheitsförderliche Ressource im Setting Intensivmedizin wahrgenommen, dazu zählen auch die Kinder“, sagt Müller-Wolff. „Uns war es wichtig, mit den Empfehlungen diese gesundheitsförderlichen Aspekte sowohl für die Kinder selbst, deren Familie und aber auch die für den erkrankten Patienten darzustellen.“
Empfehlung für Kinderbesuche in zehn Punkten
Mit dem Ziel einen Kulturwandel für dieses Thema in Richtung familienzentrierter Versorgung von Patient:innen voranzutreiben, stellen die Autor:innen einige Thesen zu den gängigen Argumenten der Kontroverse um die Kinderbesuche auf Erwachsenenstationen auf, wie beispielsweise zum Thema Hygiene, der Resilienz von Kindern beim Erleben hochbelasteter Situationen oder zur Stärkung der Elternposition.
Zehn konkrete Empfehlungen sollen für Eltern und Kinder sowie Klinikmitarbeitende den Rahmen für gelungene Kinderbesuche abstecken. Sie reichen von einer Planung des Besuchs durch unterschiedliche Berufsgruppen im Team des Intensivbereich, über das Sicherstellen von geeigneten Informationen von beteiligten Eltern und Kindern über Empfehlungen für Palliativ- oder Notfallsituationen. Auch die Einbindung der Führung und des Qualitätsmanagements der Institutionen sind Thema.
Christiane Taddigs-Hirsch