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Biogasanlage für zu Hause

Das Start-up ecomates macht kleinere Mengen Biomüll energetisch nutzbar
16/06/2023
Ein Drittel des gesamten Biomülls landet jährlich buchstäblich in der Tonne und wird nicht wiederverwertet. In den Augen der Gründer des Start-ups ecomates reine Verschwendung. Ihre Lösung: Der Smart-Degrader, eine Biogasanlage, die kleinere Biomüllaufkommen energetisch nutzbar macht.
Alles begann in einer typischen Tüftlergarage: Dort entwickelten HM-Student Valentin Grabmaier, David Daberto und Eric Bochert aus einer vagen Idee und der Motivation, selbst einen Beitrag zur Energiewende zu leisten, eine kompakte Biogasanlage. Die Erfindung vom Start-up ecomates soll es Privathaushalten künftig ermöglichen, den eigenen Biomüll zu Hause bequem in Energie zu verwandeln.
Smartes Biogas in drei Schritten
Die Biogasanlage für den Hausgebrauch besteht aus drei Teilsystemen. Zunächst finden die Zerkleinerung und Förderung der Bioabfälle statt. Die Biomasse gelangt dabei in den sogenannten Reaktor und wird vergoren. „Der Biogasprozess ist im Grunde nichts anderes als der Verdauungstrakt einer Kuh – Mikroorganismen zersetzen die Bioabfälle und dabei wird dann Gas freigesetzt“, erklärt Maschinenbau-Student Grabmaier. Im letzten Schritt gelangt das Gas über ein handelsübliches Rohr zu den Verbraucher:innen und kann beispielsweise zum Kochen verwendet werden.
Der Clou am Smart-Degrader: Durch eine smarte Softwarelösung läuft die Anlage vollständig automatisiert, wodurch sie in die bestehende Haustechnik integriert werden kann und so für Privatpersonen alltagstauglich ist. Ein Gassensor misst die Gasproduktion in Realzeit und erkennt, ob Biomüll nachgeliefert werden muss. Ein Gasspeicher ermöglicht sogar den weiterlaufenden Betrieb während eines Urlaubs.

Biogas für alle?
Potenzielle Nutzer:innen der Mini-Biogasanlage sind Haushalte, kleine landwirtschaftliche Betriebe und Kleingärtner:innen, die eine moderate Menge an organischen Abfällen produzieren. Als „Futter“ für die Anlage eignen sich dabei am besten pflanzliche Abfälle wie Obst, Gemüse und Getreideprodukte. Die gewonnene Energie kann bevorzugt zur Wasseraufbereitung, also Wärmenutzung, verwendet werden, da hier der Wirkungsgrad am höchsten ist. „Es ist ein überwältigendes Gefühl, dass wir es geschafft haben, so viel Energie aus einem Abfallprodukt rauszuholen und damit jetzt einen Raum heizen oder Kaffee kochen können“, so Biochemie-Student Daberto.
In Zukunft ist auch eine Umwandlung der Energie in Strom mithilfe von Brennstoffzellen denkbar. In zwei Jahren soll der Smart-Degrader, unter anderem mit der Unterstützung des Strascheg Center for Entrepreneurship der HM, serienreif sein und in den Vertrieb gehen. Der nächste Schritt der Gründer ist die Bewerbung für ein EXIST-Förderstipendium, um ihre Vision der Gründung eines Unternehmens für die Energiegewinnung aus Biomüll zu Hause Wirklichkeit werden zu lassen.
Heidi Bundschus