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Bessere Ausbildungschancen für geflüchtete Frauen

HM-Professorin Annette Korntheuer und ihr Team untersuchen im Projekt FEMPower, wie geflüchtete Frauen in ihrer Ausbildung konkret unterstützt werden können
17/04/2025
Viele Frauen mit Fluchterfahrung arbeiten in Deutschland in schlecht bezahlten Berufen oder haben kein eigenes Einkommen. HM-Professorin Annette Korntheuer und ihr Team der Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften erforschen im Projekt FEMPower die Gründe dafür. Das Projekt konzentriert sich nicht nur auf Defizite, sondern auch auf die Stärken und Ressourcen der geflüchteten Frauen.
HM: Was ist das Thema Ihres Forschungsprojekts FEMPower?
Korntheuer: Wir wollen die Bedingungen von gelungenen Ausbildungs- und Berufsbiografien geflüchteter Frauen anschauen und herausfinden: Was hat dazu beigetragen, dass eine Ausbildung begonnen und abgeschlossen wurde? Welche Gründe haben zu einem Abbruch geführt? Wie können wir konkret unterstützen?
HM: Was sind die Gründe für die Probleme im Arbeitskontext?
Korntheuer: Für geflüchtete Frauen ist es besonders schwer, in Ausbildungsberufe einzumünden. Die Gründe dafür sind bislang wenig erforscht. Meist wurde die Geschlechterdimension nicht berücksichtigt. Und wenn, dann wurde vor allem auf Defizite fokussiert, nicht aber auf Stärken und Ressourcen, die die Frauen für sich nutzen können. So werden diskriminierende Stereotype reproduziert, was wiederum zu Ausschlüssen führt.
HM: Wie können Sie Gründe für Bildungs- und Berufsbiografien herausfinden?
Korntheuer: Wir arbeiten mit einem partizipativen Forschungsdesign. Forschende, Praxis und Frauen mit Fluchtgeschichte arbeiten eng zusammen. So beziehen wir von Anfang an alle wichtigen Perspektiven mit ein. An der Hochschule München und der Universität Osnabrück führen Wissenschaftlerinnen bildungs- und berufsbiografische Interviews mit Frauen mit Fluchterfahrung. Diese Interviews werten wir mit der dokumentarischen Methode aus, denn wir wollen die Prozesse rekonstruieren und verstehen.
HM: Wie kann FEMPower konkret helfen?
Gemeinsam mit der Migrant:innenorganisation NeMo (Bundesverband Netzwerke von Migrant*innenorganisationen e.V.) haben wir bereits das FEMPower Advisory und Advocacy Board ins Leben gerufen. In diesem Gremium organisieren sich Frauen mit Fluchtgeschichte und bringen unter fachlicher Begleitung von NeMo ihre Praxiserfahrungen aktiv in das Forschungsprojekt ein. Damit soll auch ihre politische Interessenvertretung langfristig gestärkt und institutionell verankert werden – ein zentraler Baustein des Empowerments geflüchteter Frauen.
Auf Grundlage der Forschungsergebnisse sollen in Kooperation mit der SchlaU-Werkstatt Qualifizierungsmaßnahmen entwickelt werden – insbesondere Schulungen für Ausbilderinnen und Ausbilder, um erfolgreiche Bildungs- und Ausbildungswege für geflüchtete Frauen zu ermöglichen.
Das Interview führte Svenja Killius