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Ansprechperson gegen Antisemitismus

HM-Professor Guy Katz bietet Hilfe und Unterstützung für Betroffene
25/04/2025
Antisemitismus betrifft nicht nur die Gesellschaft als Ganzes, sondern zeigt sich zunehmend auch im Hochschulkontext als wachsende Herausforderung. Prof. Dr. Guy Katz lehrt International Management an der Fakultät für Tourismus. Seit Jahren engagiert er sich sowohl akademisch als auch gesellschaftlich für das jüdische Leben in Deutschland. Mit seiner Rolle als Ansprechperson gegen Antisemitismus ist dieses Engagement institutionell an der HM verankert – als klares Bekenntnis zu Vielfalt, Respekt und demokratischen Werten.
HM: Sie engagieren sich schon lange gegen Antisemitismus – warum ist es Ihnen wichtig, diese Rolle auch offiziell an der HM einzunehmen?
Katz: Antisemitismus ist keine abstrakte Gefahr, sondern für viele Menschen eine tägliche Realität – auch an Hochschulen. Als jüdischer Professor sehe ich es als meine Verantwortung, nicht nur über Werte wie Vielfalt und Toleranz zu sprechen, sondern sie auch aktiv zu vertreten. Die offizielle Rolle gibt mir die Möglichkeit, diese Verantwortung sichtbarer wahrzunehmen und strukturell zu verankern – für Studierende, Kolleg:innen und die HM insgesamt.
HM: Was braucht es Ihrer Meinung nach, um Antisemitismus an Hochschulen effektiv entgegenzuwirken?
Katz: Es braucht Mut, klare Haltung und konkrete Maßnahmen. Antisemitismus tarnt sich oft hinter vermeintlicher Kritik, Ironie oder Unwissen – hier müssen wir sensibilisieren und aufklären. Gleichzeitig müssen Betroffene spüren: Sie sind nicht allein. Eine Hochschule muss ein sicherer Ort für alle sein – das ist keine Selbstverständlichkeit, sondern tägliche Aufgabe.
HM: Welche konkreten Aufgaben umfasst Ihre Funktion als Ansprechperson gegen Antisemitismus?
Katz: Ich bin Ansprechpartner für alle, die Antisemitismus erfahren oder beobachten – egal ob Studierende, Lehrende oder Mitarbeitende. Ich höre zu, vermittle bei Bedarf weitere Unterstützung und arbeite daran, Fälle institutionell sichtbar zu machen. Darüber hinaus initiiere ich präventive Maßnahmen wie Workshops, Gesprächsformate oder öffentliche Veranstaltungen. Wichtig ist mir dabei: Es geht nicht nur um Reaktion, sondern um aktive Gestaltung.
HM: Wie können Betroffene Kontakt aufnehmen und welche Unterstützung können sie von Ihnen erwarten?
Katz: Betroffene können mich jederzeit per E-Mail oder persönlich ansprechen. Vertraulichkeit und ein respektvoller Umgang stehen dabei an erster Stelle. Ich nehme mir Zeit, höre zu und unterstütze dabei, nächste Schritte zu finden – ob es um Gespräche mit der Hochschule, psychologische Unterstützung oder schlicht um das Gefühl geht, nicht allein zu sein.
HM: Was wünschen Sie sich für die Zukunft – für die Hochschule und für den Umgang mit Antisemitismus in der Gesellschaft insgesamt?
Katz: Ich wünsche mir eine Hochschule, die nicht nur reagiert, sondern vorangeht – mit klarer Haltung, offenen Augen und dem Mut, auch unbequeme Wahrheiten auszusprechen. Und ich wünsche mir eine Gesellschaft, die versteht, dass jüdisches Leben nicht nur geschützt, sondern auch gefeiert werden muss. Antisemitismus zu bekämpfen bedeutet, unsere gemeinsame Demokratie zu schützen.
Das Interview führte Constance Schölch.