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COBY – das KI-Kuscheltier

Rund zwei Millionen Kinder in Deutschland leben mit einer chronischen Krankheit. Das KI-gestützte Kuscheltier hilft ihnen dabei, mit den seelischen Herausforderungen der Erkrankung umzugehen.
07/07/2025
Als David Cañadas Link 2020 die Diagnose Morbus Stargardt erhielt, eine unheilbare Augenerkrankung, wurde sein Leben plötzlich auf den Kopf gestellt. Während er versuchte, mit der schleichenden Erblindung umzugehen, erkannte er eine große Lücke im Gesundheitssystem: die fehlende emotionale Unterstützung für chronisch erkrankte Menschen. Vor allem für Kinder ist der Umgang mit einer solchen Krankheit noch viel schwieriger als für Erwachsene. Sie sprechen oft nicht über ihre Ängste – meist, weil sie ihre Eltern nicht zusätzlich belasten wollen oder nicht die Worte finden, um zu beschreiben, was in ihnen vorgeht. Diese Erkenntnis führte Cañadas Link zu der Idee, COBY zu entwickeln – ein KI-unterstütztes Kuscheltier, das Kindern zuhört und ihnen gezielte Unterstützung anbietet.
Technologie, die der Seele hilft
„COBY – The Coping Buddy“ ist dabei kein gewöhnliches Kuscheltier: Das Plüsch-Chamäleon stellt mithilfe einer integrierten KI gezielt Fragen, die auf dem Stressmodell des Psychologen Richard Lazarus basieren: Was wollte das Kind tun? Wo war es? Mit wem war es zusammen? Und wie hat es sich dabei gefühlt? Aus diesen Informationen leitet COBY dann konkrete Hilfestellungen ab – etwa, wie man eine belastende Situation praktisch lösen, emotional besser verarbeiten oder gegenüber anderen kommunizieren kann, zum Beispiel wenn ein Kind in der Schule wegen seiner Einschränkung gehänselt wird. COBY merkt sich die Gespräche und lernt, mit jeder Interaktion individuell auf die Bedürfnisse des Kindes einzugehen. Das System wird dabei lokal auf einem sicheren Server betrieben, um Datenschutz und Datensicherheit zu gewährleisten.
Von der Idee zur Realität: ein Start-up mit Vision
HM-Alumnus David Cañadas Link, der Advanced Design an der Fakultät für Design studierte, konkretisierte die Idee und gründete 2023 gemeinsam mit seinem langjährigen Freund Philipp Steudle das Start-up COBY. „Unser Ziel ist es, Kindern mit chronischen Erkrankungen zu helfen, ihre Ängste und Herausforderungen zu überwinden“, erklärt Cañadas Link. Der Weg ist noch lang, aber das mittlerweile siebenköpfige Team konnte bereits erste Erfolge erzielen: Neben dem zweiten Platz bei einem Innovationswettbewerb der HM und der Teilnahme am EXIST-Programm entwickelten sie den ersten Prototyp und planen eine Crowdfunding-Kampagne, um die Produktion zu finanzieren. Im Mai 2025 startet eine klinische Studie in Kooperation mit der LMU und der Haunerschen Kinderklinik, um das Produkt mit Kindern in realen Situationen zu testen. Die langfristige Vision ist es, COBY als anerkanntes Hilfsmittel im Gesundheitssystem zu etablieren. Die Zahlen sind für Cañadas Link dabei zweitrangig: „Der wahre Erfolg von COBY ist für mich nicht der wirtschaftliche – sondern wie sehr wir das Leben der betroffenen Kinder wirklich verbessern können.“
Heidi Bundschus

