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Die aktuelle Lage der deutschen Wirtschaft
Gastvortrag von Prof. Dr. Dr. h.c. Clemens Fuest, Präsident des ifos Instituts
26/10/2025
Wie steht es um die deutsche Wirtschaft? Und was braucht es, um wieder auf Wachstumskurs zu kommen? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des Gastvortrags von Prof. Clemens Fuest – Professor für Volkswirtschaftslehre an der Ludwigs-Maximilian-Universität München und Präsident des ifo Instituts. Sein Fazit fiel klar aus: Die deutsche Wirtschaft stagniere seit Jahren, Reformen seien dringender denn je.
Bescheidene Konjukturaussichten mit großen Unsicherheiten
Zu Beginn stellte Fuest das aktuelle ifo-Geschäftsklima vor – ein zentraler Indikator für Wachstum und Wohlstand und seit der Corona-Pandemie stetig rückläufig. Mit dem Regierungswechsel 2025 konnte die Konjunkturprognose erstmals wieder leicht steigen: „Es zeichnet sich jedoch bereits wieder eine gewisse Ernüchterung ab“, so Fuest. Globale Krisen und politische Unsicherheiten führten weiterhin zu Zurückhaltung bei Investitionen.
„Wir müssen bessere Bedingungen für Vollzeitarbeit schaffen“
Einen entscheidenden Faktor für künftiges Wachstum sieht Fuest im Arbeitsmarkt. Zwar liege die Erwerbstätigenquote auf Rekordniveau, zugleich steige der Anteil der Teilzeitarbeit, vor allem bei Frauen. Ungleiche Verteilung von Familien- und Erwerbsarbeit sowie der zunehmende Fachkräftemangel seien zentrale Probleme. Besonders kritisch bewertete Fuest die aktuelle Sozial- und Steuerpolitik: „Es lohnt sich in diesem Land oft nicht zu arbeiten. Hier besteht wirklich dringender Handlungsbedarf.“
Sofortprogramm der Bundesregierung – Fuests Einschätzung
Die Maßnahmen der Bundesregierung beurteilte Fuest als wenig zielführend. Eine Förderung von Überstunden oder die Senkung der Mehrwertsteuer seien keine langfristigen Lösungen. Wichtiger seien aus seiner Perspektive ein konsequenter Bürokratieabbau, die Abschaffung des Lieferkettengesetzes, eine Technologie- und Start-up-Offensive sowie die Reform der Grundsicherung. Auch die Stärkung des europäischen Binnenmarkts könne zusätzliche Wachstumsimpulse bringen. „Wir müssen nichts Unmögliches verlangen, um zu Wachstum zurückzukehren“, betonte Fuest.
In einer abschließenden, offenen Fragerunde diskutierten Studierende und Gäste Fragen zu Nachhaltigkeit, globalen Herausforderungen sowie der Steuerpolitik und nahmen zahlreiche Denkanstöße mit nach Hause.
Constance Schölch