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10 Jahre Master Ingenieurakustik – die Akustikerschmiede Deutschlands
Wie aus einer Idee zweier Professoren ein einzigartiger, berufsbegleitender Masterstudiengang wurde.
27/10/2025
Als der Masterstudiengang Ingenieurakustik 2015 gemeinsam an der Hochschule München und der Hochschule Mittweida startete, ahnte niemand, dass er sich zur „Akustikerschmiede Deutschlands“ entwickeln würde. Heute – zehn Jahre später – ist das Programm ein Paradebeispiel für gelungene Kooperation zweier Hochschulen und der Industrie, für praxisorientierte Lehre und nachhaltige Fachkräfteentwicklung.
Großer Bedarf, aber kaum Studienangebote
Seinen Ursprung hat der Studiengang in Leipzig: Dort trafen sich Prof. Stefan Sentpali (Hochschule München und damals noch Leiter Qualität für Akustik und Schwingungen) und Prof. Jörn Hübelt (Hochschule Mittweida) in einem BMW-Projekt und stellten fest, dass in der Industrie zwar großer Bedarf an Akustikexpertinnen und -experten besteht, aber kaum Studienangebote existieren. Statt sich über den Fachkräftemangel zu beschweren, wollten sie Teil der Lösung sein – und entwickelten ein Jahr später, nach der Annahme der Professur von Sentpali, kurzerhand das Konzept für einen neuen Studiengang.
„Wir haben uns zwei Tage eingeschlossen und den Studiengang von oben nach unten runtergeschrieben“. Nach intensiver Planung und viel Bürokratie starteten zwei Jahre später die ersten Vorlesungen.
„Wenn ich studiere, studiere ich. Wenn ich arbeite, arbeite ich.“
Dieser Satz prägt das Format des Studiengangs bis heute. Die Mischung aus fachlicher Tiefe, persönlichem Austausch und industrienaher Anwendung schafft eine besondere Lernatmosphäre. Theorie und Praxis greifen eng ineinander.
Viele Teilnehmende kommen aus Maschinenbau, Fahrzeugtechnik, Elektrotechnik, Tontechnik oder Bauakustik. Auch Quereinsteigende, besonders aus den MINT-Bereichen, sind oft dabei.
Alle vier Wochen treffen sich die Studierenden für zweitägige Präsenzblöcke in München oder Mittweida und bringen ihre Berufserfahrung direkt in den Unterricht ein. „Wir schließen die Studierenden zwei bis drei Tage ein – von 8 bis 17 Uhr Vorlesungen, Praktika, Mittagessen; abends gehen wir noch was trinken und reden über Akustik. Sie übernachten im Hotel – zwei Tage nur unsere Welt.“
Das Ergebnis?
Heute zählt der Master fast 200 aktive und ehemalige Studierende. Viele Absolventinnen und Absolventen arbeiten inzwischen in führenden Entwicklungsabteilungen, Ingenieurbüros und Forschungseinrichtungen. Auf der jährlichen Fachtagung der Akustik (DAGA) trifft man sie regelmäßig wieder – inzwischen oft als Kolleginnen und Kollegen, Projektpartner oder Betreuende eigener Abschlussarbeiten.
„Rückblicken würden wir…
…alles genauso nochmal machen!“ erklärt Hübelt. Auch wenn sie bei der ersten Samstagsvorlesung vor verschlossener Tür standen und die Verwaltung des Studiengangs ein enormer Kraftakt war – am Ende hat es funktioniert, sogar trotz Kooperation zweier Hochschulstandorte in Sachsen und Bayern. Der fachliche Austausch mit den Studierenden ist es wert.
„Ohne den Menschen geht es nicht“, schließt sich Sentpali an. Man wächst zusammen, tauscht sich aus, erlebt sogar wie manche sich im Studiengang kennenlernen, heiraten und Kinder bekommen. „Die Studierenden prägen uns genauso wie wir sie und das motiviert uns Tag für Tag!“
Wie sieht die Zukunft aus?
Der Master Ingenieurakustik ist berufsbegleitend und konsekutiv – also direkt nach dem Bachelor möglich. Das Konzept hat sich bewährt. Auch nach zehn Jahren setzen Sentpali und Hübelt auf Qualität, persönliche Betreuung und stetige Weiterentwicklung. Neue Themen wie Simulation, Lärmminderung oder digitale Messsysteme erweitern das Profil. „Wir wollten zeigen, dass man mit einer guten Idee und Durchhaltevermögen Studiengänge entwickeln kann, die wirklich gebraucht werden“, sagt Hübelt. Und das Resultat spricht für sich: Zehn Jahre Ingenieurakustik – und der Erfolg ist, im Gegensatz zur inhaltlichen Forschung, kein bisschen leise.