Leitfaden und Empfehlungen zur Gestaltung kooperativer Promotionen an der Hochschule München
Die Hochschule München (HM) verfolgt den Anspruch, optimale Rahmenbedingungen für kooperative Promotionen zu ermöglichen. Die Empfehlungen zur Gestaltung kooperativer Promotionen enthalten Anregungen zur Realisierung eines gelungenen Betreuungsverhältnisses zwischen Promovierenden und Betreuenden, um einen möglichst reibungslosen Ablauf der Promotion sicherzustellen. Sie richten sich an Betreuende und an Promovierende aller Fachbereiche der HM und gelten vor allem für interne Promotionen, gehen also von einer Anstellung des bzw. der Promovierenden als wissenschaftlicher Mitarbeiter und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der HM aus. Für externe Promotionen können andere Regeln gelten und es bestehen meist andere Voraussetzungen, Rahmenbedingungen und Herausforderungen. Die nachfolgenden Empfehlungen sollen Anregungen für die Selbstorganisation bieten.
Phasen im Promotionsprozess
Empfehlungen für Promovierende
Die Anbahnungsphase, die v.a. dazu dienen soll, das Promotionsthema zu finden, ein Exposé anzufertigen, die Betreuungssituation zu klären und sich an einer Universität zu immatrikulieren, sollte maximal 1 Jahr in Anspruch nehmen (2).
Reflektieren Sie Ihre Motivation für eine Promotion:
Warum möchten Sie promovieren und welche Rahmenbedingungen benötigen Sie, damit Sie eine qualitativ hochwertige Dissertation in einer angemessenen Zeit anfertigen können?
Beim Antritt einer Beschäftigung (als wissenschaftliche Mitarbeitende) mit Promotionsmöglichkeit:
Klären Sie mit Ihren Vorgesetzten und potentiellen Betreuenden, welche Anforderungen an Sie gestellt werden und in welchem Ausmaß Sie innerhalb Ihres Beschäftigungsverhältnisses an Ihrer Promotion arbeiten können bzw. welchen Gestaltungsspielraum es gibt. Bei der Themenfindung spielen sowohl Ihre eigenen Ideen, Interessen und Fähigkeiten, aber auch die Einschätzung der Betreuenden und Fachexpert:innen eine zentrale Rolle. Insbesondere bei drittmittelfinanzierten Projekten sind die Fragestellungen durch Vorarbeiten im Team schon vorgegeben. Recherchieren Sie den Stand der Wissenschaft auf dem Gebiet und klären Sie, was (welcher Innovationsschritt) in einer Promotionsarbeit mit welchen Mitteln (wissenschaftlich, materiell) erreicht werden kann.
Betreuer:innensuche an der HM:
Klären Sie, wer potentiell als Betreuungsperson für Sie an der HM infrage kommt. Prüfen Sie, ob die Person Ihr Promotionsvorhaben angemessen fachlich betreuen kann und auch die menschliche Passung zwischen Ihnen und der Person stimmt. Dabei wird es sich meist um Ihren Vorgesetzten oder Ihre Vorgesetzte an der HM handeln, jedoch kann es aus inhaltlichen Gründen in manchen Fällen auch sinnvoll sein, eine andere Person an der HM als Betreuungsperson zu wählen, bzw. als zusätzliche Betreuungsperson oder Mentor und Mentorin.
Rahmenbedingungen absprechen:
Klären Sie mit Ihrer Betreuungsperson, wie viel Zeit Sie unter Berücksichtigung Ihrer Erwerbs- und Familienarbeit für Ihr Promotionsprojekt realistisch aufwenden können und sollen. Besprechen Sie zudem mit Ihren Betreuenden, inwiefern eine Promotion für Ihre Karriereziele (innerhalb oder außerhalb der Wissenschaft) erstrebenswert oder hinderlich sein könnte.
Universitäre Betreuung sicherstellen:
Klären Sie frühzeitig gemeinsam mit Ihrem oder Ihrer HM-Betreuenden, wer als kooperative Betreuungsperson an der Universität infrage kommt. Stellen Sie gemeinsam mit Ihrer Betreuungsperson Kontakt zum potentiellen Universitätsbetreuenden her, um eine Promotionsbetreuung anzubahnen. Klären Sie die Rollen bezüglich Erstbetreuung, Zweitbetreuung und finaler Begutachtung. Nutzen Sie gerne auch die Ansprechpersonen der Graduate School der HM oder die Koordinationsstellen der BayWISS-Verbundkollegs (s.h. Glossar: BayWISS Verbundpromotion) als Unterstützung beim Matching bzw. der Universitätsbetreuendensuche.
ggf. Wahl eines Mentors oder einer Mentorin:
Zusätzlich kann ein Mentor oder eine Mentorin bestellt werden. In der Gestaltung des Mentorenverhältnisses sind Promovierende frei. Mentoren und Mentorinnen können fachlich und persönlich beim Promotionsprojekt, aber auch bei der Netzwerkbildung und Karriereplanung, in schwierigen Situationen oder beim Einfinden in den Wissenschaftsbetrieb unterstützen.
Erstes Betreuungsgespräch und Abschluss einer Betreuungsvereinbarung:
Vereinbaren Sie zum Auftakt Ihrer Promotion ein gemeinsames Treffen mit Ihrem oder Ihrer HM-Betreuenden und Ihrem oder Ihrer universitären Betreuenden und klären Sie in dem gemeinsamen Gespräch gegenseitige Erwartungen und Aufgabenteilungen. Halten Sie die Absprachen in einer Betreuungsvereinbarung schriftlich fest. Die Templates dafür liefert die promotionsführende Einrichtung. Die Betreuungsvereinbarung sollte folgende Elemente beinhalten:
- Angaben zu Betreuungspersonen & Promovierenden
- Arbeitstitel der Dissertation
- Arbeits- und Zeitplan
- Häufigkeit, Dauer, Ablauf und Art der Dokumentation der Betreuungsgespräche
- Wie oft und in welchem Rahmen der Doktorand oder die Doktorandin seinen oder ihren Arbeitsfortschritt vorstellt
- Verpflichtung zur Einhaltung der Regeln guter wissenschaftlicher Praxis
- Teilnahme an wissenschaftlichen Konferenzen
- Angaben zu Publikationen
In der Regel können und sollen Betreuungsvereinbarungen immer wieder angepasst werden. Sie dienen als gemeinsame Basis bei regelmäßigen Gesprächen.
Besuch von promotionsbegleitenden Kursen:
Klären Sie mit Ihren Betreuenden, welche promotionsbegleitenden Kurse neben den im Arbeitsvertrag und der Promotionsordnung vorgesehenen besucht werden sollten und halten Sie diese nach Möglichkeit auch in der Betreuungsvereinbarung fest. Alle Veranstaltungen fördern den Austausch untereinander und bieten ein Netzwerk. Das aktuelle Kursangebot finden Sie unter (www.hm.edu/promotionsprogramm). Es werden inhaltlich ähnliche Kurse anderer Einrichtungen anerkannt. Folgende Kurse sind u.a. zu empfehlen:
- Gute wissenschaftliche Praxis (Pflichtkurs bei Anstellung als WissMA an HM)
- Wissenschaftliches Arbeiten (Pflichtkurs bei Anstellung als WissMA an HM)
- Wissenschaftliches Schreiben/Publizieren
- Wissenschaftliches Präsentieren
- Projektmanagement für die Promotion
Unabdingbar sind auch fachnahe oder fachliche Kurse, die Ihnen Kenntnisse vermitteln, die Sie für die Promotion benötigen. Auch diese sollten Sie mit den Betreuenden abstimmen und in der Betreuungsvereinbarung festhalten.
Promotionsordung und Einschreibung in die Promotionsliste (bzw. Immatrikulation an) der jeweiligen Universität:
Machen Sie sich mit der für Sie gültigen Promotionsordnung des Fachbereichs der Universität, an der Sie promovieren möchten, vertraut und klären Sie, wie die Zugehörigkeit zur promotionsführenden Einrichtung erlangt wird. In der Regel können Sie sich an der Universität immatrikulieren oder auf die Promotionsliste setzen. Die Informationen finden Sie auf den entsprechenden Internetseiten oder erhalten Sie auf Nachfrage bei der promotionsführenden Einrichtung.
Phase 2 beginnt nach dem erfolgreichen Eintrag in die Promotionsliste einer Universität bzw. Immatrikulation als Promovierender oder Promovierende an einer Universität.
Meldung als Promovierende:r: Informieren Sie die HM, dass Sie eine Promotion begonnen haben (per Änderungsmitteilung an personalverwaltung@hm.edu und an gs@hm.edu ). Dies ist insbesondere wichtig, damit Sie offiziell als Doktorand oder Doktorandin geführt werden können und direkt über alle relevanten Veranstaltungen und Unterstützungsangebote informiert werden können.
Austausch mit Betreuenden:
Bleiben Sie in regelmäßigem Austausch mit Ihren Betreuenden sowohl an der HM als auch an der kooperierenden Universität. Gehen Sie proaktiv auf Ihre Betreuenden zu, wenn Sie Ihren Rat benötigen. Sprechen Sie ggf. mit Ihren Betreuenden einen regelmäßigen Termin für Betreuungsgespräche ab. Ein wöchentlicher Austausch bietet den Vorteil, dass neue Erkenntnisse im Wechselspiel und mit gegenseitiger Unterstützung gewonnen werden können. Präsentieren Sie Ihren Betreuenden auch in regelmäßigen Abständen (ca. alle 6-12 Monate) Zwischenergebnisse Ihrer Dissertation und vereinbaren einen geeigneten Rahmen dafür (z.B im Promotionskolloquium oder Doktorandenseminar).
Konstruktiver Umgang mit Feedback: Lassen Sie sich von Kritik Ihrer Betreuenden nicht entmutigen, sondern versuchen Sie die Rückmeldungen konstruktiv in Ihre Arbeit einfließen zu lassen. Wenn Ihnen Aspekte einer Rückmeldung unklar sind bzw. für Sie widersprüchlich sind, suchen Sie erneut das Gespräch, um Klarheit zu schaffen und zielgerichtet weiterarbeiten zu können.
Beratung und Coaching:
Suchen Sie sich Unterstützung bei Fragen, die Sie nicht mit Ihren Betreuenden direkt besprechen können/wollen (z.B. Krisen, Konflikte, etc.). Ihre Ansprechpersonen der Graduate School der HM unterstützen Sie vertraulich. Sie können jederzeit einen Beratungs- oder Coachingtermin mit uns vereinbaren.
Seminare, Publikationen und wiss. Konferenzen:
Behalten Sie im Blick, welche Kurse/Seminare Sie gemäß Ihrer Promotionsordnung, Betreuungsvereinbarung und gemäß Ihres Beschäftigungsvertrags an der HM im Laufe Ihrer Promotion absolvieren müssen. Gleiches gilt für anzufertigende Publikationen und Konferenzteilnahmen. Es besteht die Möglichkeit der finanziellen Unterstützung von Konferenzreisen und Publikationen. Die Ansprechpersonen der Graduate School der HM beraten Sie gern. Genauere Informationen dazu finden Sie auf der Website.
Arbeits- und Zeitplan der Dissertation:
Versuchen Sie sich an den (im Idealfall in der Betreuungsvereinbarung) abgesprochenen Arbeits- und Zeitplan zu halten und informieren Sie Ihre Betreuenden mindestens halbjährlich darüber, wie Ihr aktueller Arbeitsstand ist. Falls gewisse Arbeitspakete evtl. mehr Zeit in Anspruch nehmen als gedacht oder bestimmte Rahmenbedingungen/Entwicklungen zu einem Verzug im Arbeitsprozess geführt haben, besprechen Sie dies mit Ihren Betreuenden und suchen gemeinsam nach Lösungsansätzen. Passen Sie daraufhin Ihren Arbeits- und Zeitplan entsprechend an.
Vernetzung:
Vernetzen Sie sich mit anderen Promovierenden, insbesondere mit denjenigen, die auch in Ihrem Forschungsfeld verortet sind. Einen idealen Raum dafür bilden Kurse zu überfachlichen Kompetenzen an der HM und Ihrer Universität, die BayWISS-Netzwerkveranstaltungen und Jahreskolloquien (vgl. Glossar: BayWISS-Verbundpromotion) oder auch Mentoringprogramme, wie das meant4science der HM. Auch die Einbindung in das Arbeitsumfeld am Lehrstuhl Ihrer Universität stellt eine gute Vernetzungsmöglichkeit dar.
Gute wissenschaftliche Praxis:
Halten Sie sich an die Regeln der guten wissenschaftlichen Praxis. Bei Fragen oder Konfliktfällen die gute wissenschaftliche Praxis betreffend wenden Sie sich bitte andie Graduate School oder die Ombudspersonen der HM (vgl. www.hm.edu/gwp).
Eigenverantwortung:
Gehen Sie mit Ressourcen und Materialien, die Ihnen (z.B. über BayWISS) für Ihr Promotionsprojekt zur Verfügung gestellt werden, verantwortungsvoll um.
Besprechen Sie rechtzeitig den Ablauf des Abschlusses Ihrer Promotion mit Ihren Betreuenden und sichten Sie Ihre Promotionsordnung nach relevanten Informationen dazu.
Formalia & Korrekturschleifen:
Prüfen Sie Ihre Promotionsordnung und welche Formalia Sie einhalten müssen (z.B. Deckblatt, Schriftart, wieviele Expemplare in welcher Form abzugeben sind, etc.). Klären Sie auch rechtzeitig mit Ihren Betreuenden, ob diese bestimmte Vorstellungen hinsichtlich formeller Aspekte der Dissertation (z.B. Seitenzahl, Anhang, Abbildungen, Zitierweisen ect. ) haben und inwiefern Sie Korrekturschleifen einplanen sollten.
Disputation: Prüfen Sie Ihre Promotionsordnung und insbesondere die Vorgaben in Bezug auf die mündliche Prüfung. Besprechen Sie auch den Ablauf sowie Vorbereitungsmöglichkeiten auf die mündliche Prüfung (z.B. Disputation) mit Ihren Betreuenden. Wenn möglich, nehmen Sie z.B. an Disputationen von anderen Promovierenden, die vor Ihnen abschließen, teil. Weiterhin gibt es die Möglichkeit eines Disputationstrainings bzw. -coachings. Wenden Sie sich dazu gerne an Ihre Ansprechpartner:innen der wissenschaftlichen Nachwuchsförderung der HM.
Um den Doktortitel offiziell führen zu dürfen, müssen Sie Ihre Dissertation auch veröffentlicht haben. Prüfen Sie zu den Details bitte rechtzeitig Ihre Promotionsordnung und sprechen Sie mit Ihren Betreuenden über die Anforderungen an einzureichende Publikationen.
(1) In Anlehnung an das Verlaufsmodell einer Promotion in Deutschland (vgl. https://www.unikon.uniwind.org/promovierendenerfassung/verlaufsmodell-promotion).
(2) Da die Promotionsvorbereitungszeit in die sechs Jahre der Promotionsphase (Befristung gemäß § 2 Abs. 1 WissZeitVG) mit eingerechnet wird, ist es besonders anzuraten, dass die Anbahnung nicht länger als ein Jahr dauert, um noch ausreichend Zeit für die Arbeit an der Dissertation zu haben. Sollten Sie dabei Probleme haben dies zu realisieren, wenden Sie sich gerne an Ihre Ansprechpartner:innen der wissenschaftlichen Nachwuchsförderung der HM. Wir beraten und unterstützen Sie gerne!
Empfehlungen für Promotionsbetreuende
Auswahl von wissenschaftlichen Mitarbeitenden/ Promovierenden:
Vor der Aufnahme von Promovierenden bzw. wissenschaftlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen haben Sie in der Regel ein Drittmittelprojekt eingeworben oder eine Qualifizierungsstelle der HM bewilligt bekommen. Spätestens wenn die Finanzierung steht, sollten Sie ein Beratungsgespräch mit dem Kandidaten bzw. der Kandidatin führen. Im Rahmen dessen sollten Sie die fachliche und persönliche Eignung des Kandidaten bzw. der Kandidatin für eine Promotion verantwortungsbewusst prüfen. Weiterhin sollten folgende Themen im Auswahlgespräch adressiert werden:
- ob die Kandidatin oder der Kandidat Interesse daran hat zu promovieren oder (ggf. zunächst) nur im Forschungsprojekt als wissenschaftliche:r Mitarbeiter:in arbeiten möchte
- die Motivation des Bewerbers bzw. der Bewerberin für eine Promotion
- das Thema, dass Sie zur Bearbeitung anbieten
- Chancen und Risiken einer Karriere mit Doktortitel: in der Wissenschaft oder außerhalb der Wissenschaft
Wichtig an dieser Stelle:
Versprechen Sie potentiellen Kandidaten und Kandidatinnen nicht, dass Sie sicher bei Ihnen promovieren können, wenn Sie als HAW-Professor oder HAW-Professorin bisher kein eigenes Promotionsrecht haben. Weisen Sie darauf hin, dass die Möglichkeit der Promotion daran gebunden ist, dass Sie einen oder eine passenden Universitätsbetreuer oder Universitätsbetreuerin finden, der bzw. die mit Ihnen im Tandem die Promotion betreuen und auch begutachten kann. Der Promotionserfolg hängt auch von ihren Kandidaten selbst ab und kann insofern nicht in Aussicht gestellt werden.
Vor Arbeitsbeginn:
Tragen Sie Sorge dafür, dass zu Arbeitsbeginn alle notwenigen Ressourcen für den bzw. die Promovierende/n zur Verfügung stehen (Finanzierung des Beschäftigungsverhältnisses, Computer, Internetzugang, Telefonanschluss, Zugang zu Laboren, Budget für Reisekosten etc.).
Erstes Betreuungsgespräch:
Das Gespräch soll dazu beitragen, das Promotionsthema grob zu umreißen und gegenseitige Erwartungen transparent zu machen. Klären Sie, welche Rahmenfaktoren zu einem erfolgreichen Promotionsprozess beitragen können, welche Forschungsfragen beantwortet werden müssen und was (welcher Innovationsschritt) in einer Promotionsarbeit mit welchen Mitteln (wissenschaftlich, materiell) erreicht werden kann. Achten Sie darauf, dass das Promotionsthema in einer angemessenen Zeit bearbeitet werden kann. Ein Zeithorizont von 3-4 Jahren sollte dabei als Richtwert dienen.
Suche einer bzw. eines universitären Betreuenden:
Unterstützen Sie Ihre Promovierenden bei der Auswahl und Kontaktaufnahme zu einer bzw. einem passenden Betreuenden an einer Universität. Dieser kann aus ihrem eigenen wissenschaftlichen Netzwerk stammen oder auch ein Experte oder eine Expertin für das Promotionsthema ihres Kandidaten oder ihrer Kandidatin sein. Bei der Suche und Kontaktaufnahme zu einem/einer passenden universitären Betreuer:in in Bayern, werden Sie auch durch die Koordinationsstellen der BayWISS-Verbundkollegs (s.h. Glossar) unterstützt.
Wichtig an dieser Stelle:
Für eine fundierte Kontaktaufnahme mit universitären Betreuenden ist bereits ein ausreichend qualifizierter Einstieg ins Thema nötig. Die Beschäftigung damit sollte sofort beginnen. Stellen Sie im Idealfall auf Augenhöhe einen Kontakt zu einem bzw. einer Universitätsbetreuungsperson für Ihren Kandidat oder Ihre Kandidatin her und lassen Sie Ihre Promovierenden nicht alleine auf potentielle kooperativ Betreuende zugehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Ihre Promovierenden von einem Universitätsprofessor oder einer Universitätsprofessorin aufgenommen werden, ist deutlich höher, wenn Sie den Kontakt herstellen.
Eintrag auf Promotionsliste einer Universität:
Achten Sie darauf, dass Ihr Promotionskandidat oder Ihre Promotionskandidatin maximal innerhalb eines Jahres eine Universitätsbetreuung gefunden hat und auf der Promotionsliste einer Universität steht. Erst wenn dies gewährleistet ist, kann die Promotion richtig starten. Die Promotionsvorbereitungszeit wird in die sechs Jahre der Promotionsphase (Befristung gemäß § 2 Abs. 1 WissZeitVG) mit eingerechnet. Deshalbt ist es besonders anzuraten, dass die Anbahnung nicht länger als ein Jahr dauert, um noch ausreichend Zeit für die Arbeit an der Dissertation zu haben. Sollten Sie Probleme haben dies zu realisieren, wenden Sie sich an Ihre Ansprechperson der wissenschaftlichen Nachwuchsförderung der HM, die Sie gern beraten und unterstützen.
Abschluss einer Betreuungsvereinbarung:
Schließen Sie zum Auftakt der Promotion zusammen mit Ihrem bzw. Ihrer Promovierenden und Ihrem bzw. Ihrer universitären Tandem-Betreuenden eine Betreuungsvereinbarung ab. Die Templates dafür liefert die promotionsführende Einrichtung. Darin können Sie gegenseitige Erwartungen, Absprachen und Aufgabenteilungen festlegen. Die Betreuungsvereinbarung sollte folgende Elemente beinhalten und ist ohnehin von den meisten Universitäten als Voraussetung für die Aufnahme Ihres Kandidaten oder Ihrer Kandidatin in die Promotionsliste vorgesehen:
- Angaben zu Betreuungspersonen & Doktorand oder Doktorandin
- Arbeitstitel der Dissertation
- Arbeits- und Zeitplan
- Häufigkeit, Dauer, Ablauf und Dokumentation der Betreuungsgespräche
- Wie oft und in welchem Rahmen der Doktorand oder die Doktorandin seinen oder Ihren Arbeitsfortschritt vorstellt (z.B. auf wissenschaftlichen Konferenzen oder im Doktorand:innenkolloquium etc.)
- Verpflichtung zur Einhaltung der Regeln guter wissenschaftlicher Praxis
- erwartete Teilnahme an wissenschaftlichen Konferenzen und zu erbringenden Publikationen
Wichtig an dieser Stelle:
Vielleicht halten Sie persönlich die Unterzeichnung einer Betreuungsvereinbarung mir Ihren Promovierenden für eine unnötige, zusätzliche Formalität. Aktuelle Studien, die auf Umfrageergebnissen von Promovierenden basieren, konnten jedoch zeigen, dass diese Formalität für viele Promovierende eine Sicherheit und Klarheit bedeutet und Sie diesen ,,formalen Akt“ als sehr nützlich empfinden.
Regelmäßige Betreuungsgespräche:
Bieten Sie Ihren Promovierenden einen geschützten Raum, in dem Sie Zwischenergebnisse und Ideen für weitere Schritte im Rahmen ihrer Promotion offen und konstruktiv diskutieren können. Ein wöchentlicher Austausch über das Projekt bietet den Vorteil, dass neue Erkenntnisse im Wechselspiel und mit gegenseitiger Unterstützung gewonnen werden können. Achten Sie darauf auch positive Aspekte anzumerken und nicht ausschließlich Kritik zu üben. Dadurch gewährleisten Sie, dass Ihre Promovierenden motiviert bleiben und nicht in Ihrem Fortschritt gehemmt werden, da Sie sich entmutigt fühlen. Nehmen Sie sich ausreichend und regelmäßig Zeit für Betreuungsgespräche, welche die Gesamtentwicklung thematisieren. Tür-und-Angel-Gespräche und Projektgespräche können den regelmäßigen, intensiven Austausch mit Ihren Promovierenden zu deren Dissertationen nicht ersetzen. Wenn es Ihnen wichtig ist, dass die Promovierenden proaktiv auf Sie zukommen, um ein Gespräch zu vereinbaren, kommunizieren Sie es Ihnen klar und transparent und gehen Sie nicht davon aus, dass Ihre Promovierenden dies selbstverständlich tun werden. Auch ein Promotionskolloquium kann eine sinnvolle Ergänzung zu den Einzelgesprächen darstellen.
Tandem-Betreuungsgespräche:
Planen Sie in regelmäßigen Abständen Treffen aller am Promotionsprozess Beteiligten (Betreuende der Universität und HAW und Promovierenden). Anzuraten sind mindestens jährliche gemeinsame Betreuungstreffen.
Finanzielle Absicherung Ihrer Promovierenden:
Wenn Sie einen Promovierenden oder eine Promovierende im Rahmen eines Forschungsprojektes beschäftigen, sollten Sie rechtzeitig vor dem Auslaufen des Projektes ein Folgeprojekt beantragen bzw. sich um eine Anschlussfinanzierung des/der Promovierenden bemühen. Dabei können Sie ihn bzw. sie über Stellen, Stipendien, Projekte, Zuschüsse etc. informieren, bei der Beantragung z.B. von Stipendien beraten und erforderliche Empfehlungen oder Gutachten verfassen bzw. vermitteln. Bitte informieren Sie auch Ihre Ansprechpartner:innen der wissenschaftlichen Nachwuchsförderung der HM rechtzeitig (d.h. mind. 6 Monate vor Auslaufen des Arbeitsvertrags Ihrer Promovierenden) darüber, sollten Sie Probleme bei der Ermöglichung einer Anschlussfinanzierung haben, wenn Ihre Promovierenden in der Rest-Vertragslaufzeit vermutlich ihre Dissertation nicht fertigstellen können.
Zeit für die Arbeit an der Dissertation:
Achten Sie darauf, dass Sie Ihren Promovierenden neben der Arbeit im Forschungsprojekt bzw. neben der Lehrtätigkeit noch ausreichend Zeit für die Arbeit an der Dissertation einräumen (vgl. BayHSchPG Art. 22 Abs. 1 Sätze 1 und 2).
Publikationen, wissenschaftliche Vorträge und Netzwerke:
Ermöglichen Sie Ihren Promovierenden, an Ihren wissenschaftlichen Netzwerken teilzuhaben. Unterstützen Sie Ihre Promovierenden bei der Vorbereitung von wissenschaftlichen Vorträgen und Publikationen mit peer review und eröffnen Ihnen Chancen, beispielsweise indem Sie zusammen mit Ihnen gemeinsam publizieren und/oder Hinweise zu potentiellen Publikationsmöglichkeiten geben. Weisen Sie Ihre Promovierenden z.B. auf die in Ihrem Fachgebiet einschlägigen Konferenzen sowie wichtige Publikationsformate und -medien (Zeitschriften, Bücher, Tagungsbände etc.) hin. Fördern Sie auch die wissenschaftliche Eigenständigkeit Ihrer Promovierenden und ermutigen Sie sie frühzeitig, Forschungsergebnisse auf Fachtagungen vorzustellen und sich ein eigenes Netzwerk in der Scientific Community aufzubauen.
Krisen im Betreuungsverhältnis:
Eine Promotion ist von Höhen und Tiefen geprägt, die auch Auswirkung auf die Betreuung haben können. Kommt es zu extremen Schwierigkeiten, die den Fortschritt der Qualifikation infrage stellen, ist ein klärendes Gespräch unausweichlich. Zu Beginn der Promotion können klare Vorgaben, häufiges Erklären, Planen, Priorisieren und regelmäßiges Überprüfen Sicherheit geben. Als Promotionsbetreuender oder Promotionsbetreunden haben Sie verschieden Möglichkeiten, Unterstützung zu finden. Der Neuberufenenstammtisch sowie die vertrauliche Beratung durch Ansprechpartner:innen der wissenschaftlichen Nachwuchsförderung bieten Austausch zu diesem Thema an. Sollte es zu Unstimmigkeiten oder Verstößen im Rahmen der guten wissenschaftliche Praxis kommen, können Sie den Rat der Ombudspersonen an der HM einholen. Zu arbeitsrechtlichen Fragen steht Ihnen die Personalabteilung zur Seite.
Förder- und Unterstützungsmaßnahmen für Promovierende: Weisen Sie Ihre Promovierenden auf bestehende Unterstützungsmöglichkeiten der HM hin. Einen Überblick über die bestehenden Angebote finden Sie auf der Website im Bereich der wissenschaftlichen Nachwuchsförderung. Die Angebote reichen von finanziellen Fördermaßnahmen, Beratungs- und Coachingangeboten bis hin zu Kursen zur überfachlichen Qualifizierung. Manche Angebote richten sich an alle Promovierenden, andere an spezielle Gruppen, wie z.B. das meant4science Mentoringprogramm, das gezielt Doktorandinnen bei der Karriereentwicklung unterstützt.
Formalia und Korrekturschleifen:
Formulieren Sie rechtzeitig und transparent, welche Erwartungen Sie an Ihre Promovierenden bezüglich Formalia und den Ablauf von Korrekturschleifen vor der finalen Einreichung der Dissertation stellen. Geben Sie individuell Unterstützung und Anregungen, die zu einer hohen Qualität der Arbeit beitragen. Diskutieren Sie gemeinsam und hinterfragen Sie die Inhalte der Dissertation kritisch, dies dient auch der Vorbereitung auf die Disputation.
Begutachtung:
Begutachten Sie die eingereichte Arbeit neutral und zügig.
Disputation:
Besprechen Sie vorab den Ablauf der mündlichen Prüfung mit Ihren Promovierenden.
Karriereberatung:
Bieten Sie Ihren Promovierenden Unterstützung bei der Karriereorientierung. Sprechen Sie über mögliche Karriereziele und -wege nach der Promotion und ggf. notwendige Qualifizierungsmaßnahmen. Weisen Sie dazu auch auf Angebote der Hochschule und anderer Einrichtungen (z.B. DIZ-Zertifikat Hochschullehre) hin.
Meldung Promotionsabschluss & EMS:
Informieren Sie Ihre Ansprechperson der wissenschaftlichen Nachwuchsförderung der HM zeitnah über den Abschluss der Promotion Ihres Kandidaten oder Ihrer Kandidatin um sie statistisch erfassen zu können und Sie in die Alumnidatenbank der HM aufnehmen zu können. Ebenso können Sie über Ihre Fakultät nach Eintrag auf die Promotionsliste 2 Ermäßigungsstunden (EMS) und nach dem Erstellen eines Gutachtens für eine Dissertation 1 EMS beantragen.
Glossar
Das Fachforum Verbundpromotion des Bayerischen Wissenschaftsforums setzt mit seinen aktuell elf Verbundkollegs neue Maßstäbe für kooperative Promotionen. Die Verbundpromotion ist strukturiert, planbar und transparent. Die hohen Qualitätsstandards der Promotion werden dadurch bekräftigt. BayWISS-Verbundkollegs sind themenspezifische Plattformen und Netzwerke für junge und erfahrene Forscher:innen. Sie stärken die Kultur des wissenschaftlichen Austauschs zwischen bayerischen HAWs und Universitäten. Ziel der Verbundkollegs ist es, die individuelle Entwicklung der Promovierenden zu fördern, einen strukturierten und planbaren Weg zur Promotion zu bieten und die wissenschaftliche Qualität sicherzustellen.
- Die BayWISS-Betreuungsvereinbarung klärt die Betreuungssituation, gegenseitige Erwartungen und Meilensteine im Promotionsprozess.
- Eine systematische Einführung in die Scientific Community erfolgt durch externe und interne Netzwerkveranstaltungen sowie Zugang zu den Graduiertenprogrammen der Hochschulen des Verbundkollegs.
- Die Kollegs bieten eine exklusive Plattform für die Promovierenden (z.B. Seminare, Vortragsreihen, Symposien, Fortbildungen), die proaktiv und bedarfsorientiert gemeinsam gestaltet werden kann.
- Es erfolgt eine finanzielle Förderung von Reisekosten, Fortbildungen, Publikationen, Tagungen, Workshops, Teilnahmegebühren, projektspezifische Ausstattung, ggf. Druckkosten etc.
- Beratung und organisatorische Unterstützung wird durch die Koordinator:innen der Kollegs geboten.
In diesen BayWISS-Verbundkollegs ist die HM Mitglied (Stand: August, 2022):
Verbundkolleg Mobilität und Verkehr
Verbundkolleg Ressourceneffizienz und Werkstoffe
Verbundkolleg Infrastruktur, Bauen und Urbanisierung (Die Koordinationsstelle des BayWISS Verbundkollegs Infrastruktur, Bauen und Urbanisierung sitzt an der HM und kann bei allen Anliegen die BayWISS-Verbundpromotion betreffend jederzeit kontaktiert werden (s.h.)).
Sollte es seitens Promovierenden oder Betreuenden der HM Interesse an einer Mitgliedschaft in weiterern BayWISS-Verbundkollegs geben, kommen Sie einfach auf Ihre Ansprechpartner:innen der wissenschaftlichen Nachwuchsförderung der HM zu.
Der Abschluss einer schriftlichen Betreuungsvereinbarung dient dazu gegenseitige Erwartungen, Rechte und Pflichten im Promotionsprozess von Promovierenden und Betreuenden explizit zu machen. Auch die DFG empfiehlt das Erstellen einer Betreuungsvereinbarung.
Die Hochschule München hat sich bisher dazu entschieden, keine eigene Betreuungsvereinbarung anzubieten und anzuraten. Dies resultiert aus dem Umstand, dass die HM Betreuende wie Promovierende nicht dazu verpflichten möchte, mehrere Betreuungsvereinbarungen ausfüllen zu müssen, da bei der Einschreibung in die Promotionsliste einer Universität ohnehin eine Betreuungsvereinbarung der jeweiligen Universität durch alle am Promotionsprozess beteiligten Parteien erfolgen muss. Desweiteren wird auch bei der Beantragung einer Mitgliedschaft in einem BayWISS-Verbundkolleg eine zusätzliche Unterzeichnung einer BayWISS-Betreuungsvereinbarung eingefordert.
Die meisten Professor:innen an Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAWs) in Bayern besitzen auch nach dem Hochschulinnovationsgesetz kein eigenes Promotionsrecht und gelten nicht als Doktorväter bzw. -mütter im engeren Sinne. Es muss daher meistens ein:e Universitätsprofessor:in mit Promotionsrecht gefunden werden, der/die die universitäre Seite der Betreuung übernimmt. Um eine kooperative Promotion handelt es sich, wenn der/die Professor:in der HM an der promotionsführenden Universität als Betreuer:in, Gutachter:in bzw. Prüfer:in anerkannt wird. Die betreuenden Professor:innen der HM verfügen teilweise über entsprechende Kontakte und können Sie bei der Suche nach Uni-Betreuer:innen unterstützen. Dabei spielt auch die fachliche Abstimmung bei der Themenfindung eine wichtige Rolle. Es gilt, gleich zu Beginn des Betreuungsverhältnisses Ihre eigenen Ideen mit den Vorstellungen der betreuenden Professor:innen in Einklang zu bringen.
Wissenschaftliche Mitarbeiter:innen.
Durch das Wissenschaftszeitvertragsgesetz erhalten Hochschulen bestimmte Freiräume in
Bezug auf Befristungsmöglichkeiten.
Nähere Informationen zum Wissenschaftszeitvertragsgesetz finden Sie hier: