Ein Blick in die Lehre
Generative KI
Prof. Dr. Ralph-Miklas Dobler
Wie setzen Sie Generative KI derzeit in Ihrer Lehre ein?
Ralph-Miklas Dobler: "Die Studierenden werden durch aktuelle Anwendungsbeispiele sowie mit einem vergleichenden Blick auf die Vergangenheit diskursfähig gemacht. Ziel ist es, die Technologie hinsichtlich ihrer Wechselwirkungen mit Kultur, Gesellschaft und Mensch zu verstehen und die Kompetenz zum wissenschaftlichen Austausch über das Thema zu fördern. Das heißt, in den Lehrveranstaltungen werden sowohl Ergebnisse von Generativer KI untersucht als auch der praktische Einsatz von Generativer KI auf verschiedenen Gebieten erprobt und empirisch erforscht (= Forschendes Lernen). Darüber hinaus nutze ich Generative KI als Inspirationsquelle, die durch eine kritische Auseinandersetzung mit den Resultaten zu Innovation führen kann."
Inwieweit nutzen Sie KI-Anwendungen bei der Lehrplanung?
Ralph-Miklas Dobler: "Hier wäre meines Erachtens ein vorsichtiges Herantasten sinnvoll. Der Einsatz bei der Lehrplanung erscheint ungemein innovativ, Folgen können in Anbetracht der Neuheit und des aktuellen Forschungsstandes zu Generativer KI aber noch nicht abgeschätzt werden. Zweifelsfrei hat Generative KI das Potential, bei der Lehrplanung zumindest vordergründig eine große Unterstützung zu sein. Allerdings sollten zuvor verschiedene Fragen geklärt werden - je nach Umfang und Art des Einsatzes. Beispielsweise kann ChatGPT sicherlich zu vielen Lehrveranstaltungen einen attraktiven Ablaufplan bzw. Themenplan erstellen. Aber was passiert mit der Kompetenz von Lehrenden, wenn sie dies über längere Zeit nicht mehr selbst machen? Können Lehrende die Sinnhaftigkeit des generierten Ablaufs oder der Themen begründen? Ist das Ergebnis wissenschaftsbasiert? Kann der Einsatz von Generativer KI in der Lehrplanung zu wirklicher Lehrinnovation führen?"
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Ralph-Miklas Dobler: "Digitalisierung und KI sind die größten Herausforderungen an Hochschulen, weshalb Wissenschaft, Technologie, Kultur und Gesellschaft an jeder Hochschule diskutiert werden müssen. Neben dem Technikverständnis muss die Wechselwirkung mit Anwenderinnen und Anwendern im Fokus stehen. Darüber hinaus müssen Bildungsziele und Methoden in den Fachdisziplinen individuell angepasst werden. Wichtig ist meines Erachtens, dass dies nicht vorschnell und unter Druck, sondern vor allem durchdacht passiert. Die Resultate der am Anfang hochgeschätzten kompletten Online-Lehre sind hier sicherlich eine Mahnung. Für die Zukunft brauchen wir Lernumgebungen und Lernkonzepte, in denen Studierende kreativ und gemeinsam über, mit und durch Generative KI lernen können."
Prof. Dr. Ralph-Miklas Dobler ist Professor für Bild- und Medienwissenschaften an der Fakultät für Studium Generale und Interdisziplinäre Studien.