Ein Blick in die Lehre
Generative KI
Prof. Dr. Florian Nafz
Wie setzen Sie derzeit generative KI in Ihrer Lehre ein?
Florian Nafz: "In meinem Modul „Künstliche Intelligenz“ ist generative KI und AGI ein zentrales Thema. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der natürlichen Sprachverarbeitung (NLP). Dabei schauen wir auch auf die Funktionsweise und den Aufbau von Large Language Models, wie Bard oder GPT. Aber auch andere generative Modelle, zum Beispiel zur Bildgenerierung werden betrachtet. Die Studierenden können hierbei direkt die KI ausprobieren und damit experimentieren. Dabei lernen sie passende Prompts zu formulieren, sowie die Stärken und Schwächen der unterschiedlichen Modelle einzuschätzen. In anderen Modulen nutze ich generative KI, um zum Beispiel Variationen von Übungsaufgaben erstellen zu lassen oder auch Zusammenfassungen oder Vorschläge für Kontrollfragen."
Inwieweit nehmen Sie KI als Lehrgegenstand wahr?
Florian Nafz: "KI ist aus meiner Sicht in vielen Fachrichtungen ein potenzieller Lehrgegenstand. Neben den Kernbereichen Informatik und Mathematiksicher auch in vielen Bereichen, in denen KI Anwendung findet: Elektro- und Informationstechnik, Wirtschaftsingenieurwesen, Sozialwissenschaften etc.. In diesem Fall wird vermutlich stärker die Anwendungsebene und „KI als Tool“ betrachtet und weniger die Grundlagen. Im Bereich „Technische Kommunikation“, in dem ich lehre, ist KI ein sehr wichtiges Thema, da hier KI in den vielfältigsten Weisen Anwendung findet. Die Studierenden haben nach ihrem Abschluss fast zwangsläufig Berührungspunkte mit KI. Daher ist es wichtig, dass sie hier über ein tiefergehendes Wissen und erste Erfahrungen verfügen."
Wagen Sie einen Blick in die Zukunft?
Florian Nafz: "Ich persönlich sehe Generative KI, aber auch potenziell zukünftige AGIs als große Chance. Analog der Industrialisierung in der Produktion, könnte sich KI auf den Dienstleistungssektor auswirken und damit entsprechende Auswirkungen auf Wirtschaft, Soziales und Arbeitswelt in diesem Bereich haben. Wie bei jeder neuen Technologie kommt es gleichzeitig immer auf den richtigen Einsatz an. Umso wichtiger ist es, dass wir unsere Studierenden entsprechend ausbilden und ihnen das nötige Wissen vermitteln, um KI informiert und reflektiert einsetzen zu können. Ich habe keine Sorge bzgl. Prüfungen und Abschlussarbeiten. Zum einen kann durch mündliche oder schriftliche Prüfungen der Einsatz von KI ausgeschlossen werden. Zum anderen können auch bei anderen Prüfungsformen die Aufgaben so gestellt werden, dass es nur mit viel Aufwand und Kenntnis möglich ist, hier KI einzusetzen. Dies ist allerdings abhängig vom jeweiligen Fach. Die Technologie schreitet täglich voran. Ich bin gespannt, welche neuen Erkenntnisse und Möglichkeiten wir in den nächsten Jahren noch sehen werden."
Prof. Dr. Florian Nafz ist Professor an der Fakultät für Technische Systeme, Prozesse und Kommunikation in den Fachgebieten Angewandtes Software Engineering, Software Architektur, Cloud Computing & DevOps sowie Künstliche Intelligenz: Methoden und Anwendungen.