News
Surfwelle im Tucherpark

Projekt X: Eine surfbare Welle im Tucherpark, die Strom erzeugt
08/07/2019
---
Noch eine Surfwelle in München? Eine, die neben Spaß noch grünen Strom für fast 700 Haushalte in München abwirft? In dem Lehrformat "Projekt X" haben sich Studierende dem Vorhaben gewidmet, eine solche zu planen. Die Idee des Lehrformats ist: Ein interdisziplinäres Studierendenteam entwickelt gemeinsam mit Projektpartnern ein Konzept, von dem vorab noch nicht klar ist, ob es wirklich aufgeht.
---
Herausforderung: stromerzeugende Surfwelle
Die Projektidee lieferte Prof. Dr. Robert Meier-Staude, selbst Stadtsurfer und Professor für "Ressourcenschonende Konstruktion" an der Fakultät für Wirtschaftsingenieurwesen. Das Ziel des Projekts ist eine surfbare Welle samt Wasserkraftwerk für den Eisbachabschnitt am Tucherpark. Als Praxispartner sprang Green City e.V. mit auf und Johannes Titze, Wasserbauingenieur, der andernorts bereits kleine Wasserkraftwerke verwirklichte. Bei der Ergebnispräsentation stellten die Studierenden ihr Konzept für die Welle in punkto Wirtschaftlichkeit, Konstruktion, Fischfreundlichkeit und vor allem in Sachen Nachhaltigkeit vor.
---
Ein Ort für mehr als nur Surfen
Stadtsurfen hat für Meier-Staude gemeinschaftsstiftenden Charakter, der alle in München einschließt – SurferInnen wie ZuschauerInnen. "Das Community-Building ist bei den Surfern tatsächlich ganz groß. Man lernt sich kennen, indem man ansteht und wartet, um seine 20 Sekunden surfen zu können", sagt der 2. Vorsitzende von "IGSM e.V.", Stefan Hornung. Die Interessengemeinschaft hatte sich den Tucherpark bereits vor Jahren für eine neue Welle ausgeguckt.
---
Titze erläutert, warum das Gelände am Tucherpark für eine grüne Surfwelle geradezu ideal ist: "Das ganz Jahr über gibt es konstant viel Wasser und die Stufe hat zwei Meter Fallhöhe sowie 25 Tausend Liter Wasserdurchfluss pro Sekunde. So einen guten Standort hatte ich zuvor noch nie gesehen!" Er weiß aber auch, warum dort bisher keine Welle gebaut wurde: "Es gibt eine Brücke mit Pfosten, der Baumbestand gehört zum Naturraum Englischer Garten und der Abwasserkanal dort kann nicht verlegt werden – insgesamt ist alles sehr eng für Baummaßnahmen." Titze war deshalb zunächst skeptisch, ob das Projekt X gelingen könne.
---
Studierendenkonzept für grüne Surfwelle
Am scheinbar Unmöglichen tüftelten die Studierenden drei Monate lang, damit das Potenzial, das Meier-Staude mit 500 KW möglicher Leistung errechnet hat, möglichst gut genutzt werden kann. Zwei Schneckenturbinen sollen den Wasserdurchfluss in Strom verwandeln. Diese lassen sich ohne Bauarbeiten im Betonbett des Kanals installieren und laufen zudem so langsam, dass kleine Fische hindurch schwimmen können. Große Fische werden über eine Fischtreppe geleitet. Die Turbinen haben einen Wirkungsgrad von 75 Prozent und können nahezu das ganze Jahr betrieben werden.
---
Im Abschnitt nach den Schnecken sind quer im Kanal zwei Schlauchwehre vorgesehen, die tagsüber für die ideale Surfwelle aufgeblasen werden. Nach der Welle werden die Surfer von einem gigantischen Tuch aufgefangen und können bequem aus dem Wasser steigen – dadurch verringert sich auch das schäumende Weißwasser der Welle, was die Energieausbeute des Kraftwerks steigert. Mit dem grünen Strom ließe sich Vieles bewirken wie beispielsweise das Betreiben des Hypovereinbank-Rechenzentrums, die Energieversorgung des benachbarten Hilton Hotels oder von gut 700 Münchner Haushalten.
---

Nachhaltiger Lernort für alle
Für Meier-Staude soll die Welle im Tucherpark aber vor allem ein "Nachhaltiger Lernort" werden: Die Arbeit der Schnecken wäre für die BesucherInnen durch ein Glashaus zu sehen, vor Ort gäbe es Informationen über die grüne Stromerzeugung und das Stadtsurfen. Ob und wann die Vision von Meier-Staude Wirklichkeit wird, ist offen. Politik, Stadt, Anliegende und die Surf-Community sind auf jeden Fall bereits miteinander im Gespräch bezüglich Meier-Staudes Vorschlag.
---
---
Weitere Informationen: Hintergrundinformationen und der Fortschritt von "Projekt.Welle" ist auf den Internetseiten der Hochschule einzusehen.
---
---
Christiane Taddigs-Hirsch