Laufzeit: 15.08.2022 - 14.08.2025
Projektträger: VDI/VDE-IT, Berlin
Projektpartner: Technische Universität Berlin, Charité - Universitätsmedizin Berlin, Hochschule Hamm-Lippstadt, Acalta GmbH, dexter health GmbH
Für die Evaluation bewährter, aber vor allem auch neuer Behandlungsmethoden im klinischen Alltag werden detaillierte Daten über den Verlauf von medizinischen Behandlungen benötigt. Um dabei auch Patientinnen und Patienten selbst zu Wort kommen zu lassen, werden sogenannte Patient Reported Outcome Measures (PROMs) eingesetzt. Dazu werden sowohl zu Beginn als auch zum Ende einer Behandlung konkrete Fragen zum Zustand und zu der Behandlung gestellt - ähnlich wie bei der ärztlichen Anamnese und Katamnese also, nur dass die Einschätzung nicht durch ärztliches Fachpersonal vorgenommen wird, sondern in Form eines Fragebogens. Neben Aussagen zur Versorgungsqualität können die erhobenen PROMs auch bereits während der Behandlung, bspw. in der Arzt-Patienten-Kommunikation oder für Behandlungspfadanpassungen genutzt werden.
Die Erhebung von PROMs im Klinikalltag ist jedoch auch mit Hürden versehen: Nicht alle Behandelten können oder wollen die Fragebögen ausfüllen oder haben bei einzelnen Fragen Verständnisschwierigkeiten. Insbesondere fehlen dadurch auch Daten von denjenigen Personengruppen, die meist sowieso schon benachteiligt sind, wie etwa von älteren Menschen oder Personen mit Einschränkungen. Manchmal liegt dies an der Motivation und dem fehlenden Wissen über den Zweck der Erhebung, öfter aber auch an der kognitiven Beanspruchung oder Konzentrationsschwierigkeiten. Daher wird das Ausfüllen dieser Fragebögen oftmals vom Klinikpersonal begleitet, was eine personelle Mehrbelastung darstellt und zudem im Prozess nicht standardisiert vorgesehen ist.
Das Projekt MIA-PROM möchte dieses Problem adressieren und hat sich vorgenommen, eine [M]ultimodale [I]nteraktive [A]ssistenz zu entwickeln, die Patientinnen und Patienten beim Ausfüllen der PROM-Fragebögen unterstützt. Das Assistenzsystem soll dabei über sich selbst und den Zweck der Befragung informieren, auf Nachfragen reagieren können und zur vollständigen Teilnahme motivieren. Ein weiterer zentraler Punkt ist die Adaptivität des Systems und die dadurch verbesserte Barrierefreiheit, die die Assistenz ermöglichen soll, indem sie Fragen vorlesen oder gegebenenfalls in einfache Sprache übersetzen kann. Die Assistenz soll zudem in Form eines kleinen Agenten sichtbar und dadurch ansprechbar sein - auf diese Weise hoffen wir, das Assistenzsystem sozialer gestalten und die Akzeptanz erhöhen zu können. Das Projekt wird in einem Konsortium bestehend aus der Hochschule München HM, der Charité Berlin, der Technischen Universität Berlin (TUB), der Hochschule Hamm-Lippstadt (HSHL), den beiden Unternehmen Acalta GmbH und dexter health GmbH sowie den beiden Praxispartnern, der Rehaklinik Seehof sowie dem Zentrum für ambulante Rehabilitation (ZAR) Berlin, realisiert. Sozialwissenschaftlich von Interesse ist für uns die Frage, ob es für die Datenerhebung von Vorteil ist, wenn der Agent als kleiner Roboter gestaltet ist oder aber ob eine virtuelle Form - als Avatar auf dem Bildschirm - denselben Effekt auf die Qualität der Daten hat?
Das Projekt verfolgt einen partizipativen Ansatz - das heißt, dass zentrale und sensible Entscheidungen der Gestaltung des Assistenzsystems in engem Austausch mit einem Betroffenenbeirat diskutiert und getroffen werden. Für diese Zusammenarbeit sind sechs Workshoptermine vorgesehen, bei denen der Betroffenenbeirat informiert und - methodisch angeleitet - an dem Entscheidungsprozess beteiligt wird. Das Sprachmodul des Assistenzsystems wird mit Methoden der künstlichen Intelligenz entwickelt und soll auch in einer längeren Praxistestphase fortwährend an der Interaktion mit Patient*Innen dazulernen.