Laufzeit: 01.04.2022 - 31.03.2025
Jüdisches Kulturerbe im europäischen Kontext ist vielfältig und umfasst das gesamte geistige wie materielle Erbe des europäischen Judentums. Es wird vom Wissen und Können von Jüdinnen und Juden getragen, von Generation zu Generation weitervermittelt und unterliegt einem ständigen Veränderungsprozess. Der Umgang mit dem jüdischen Kulturerbe in Europa, zu dem auch das Soziale gehört, steht sowohl durch das Zusammenwachsen Europas als auch durch kulturelle, soziale und religiöse Diversität vor der Herausforderung, dieses Erbe weiterzutragen sowie zu Toleranz und Identitätsbildung beizutragen. Das Projekt "Soziale Verantwortung im Judentum in Deutschland: Traditionen und Orte als Jewish Heritage?" untersucht, wie jüdische Wohlfahrt vom 19. bis ins 21. Jahrhundert in unterschiedlichen zeitlichen und räumlichen Kontexten wahrgenommen und weitervermittelt wurde und wird. Im Zentrum steht die Frage, wie in den jeweiligen Gesellschaften und durch jüdische Institutionen mit Jewish Heritage und Erinnerungskultur in Bezug auf das Soziale umgegangen wird, wie das Soziale zum Kulturerbe wird und welche Schlussfolgerungen sich hieraus für die Neubetrachtung des Umgangs mit dem spezifischen jüdischen Kulturerbe „Jüdische Wohlfahrt und moderne jüdische Sozialarbeit“ im europäischen Kontext ableiten lassen. Ziel des Projekts ist es, auf Basis gewonnener Erkenntnisse Empfehlungen zu formulieren, wie zukünftig jüdisches Kulturerbe des Sozialen gepflegt werden kann. Durch interdisziplinäre, sowohl historische als auch sozial- und erziehungswissenschaftliche Zugänge gewährleistet das Projekt, dass Jewish Heritage, Erinnerungskultur, sozialwissenschaftliche und (sozial-)pädagogische Perspektiven ebenso Berücksichtigung finden wie eine breite Methodenvielfalt (Interviews, Diskurs-, Dokumenten-, Medien- und Netzwerkanalyse). Das Forschungsprogramm ist in drei Modulen angelegt: (1) Orte der jüdischen Wohlfahrts- und Sozialarbeit, (2) Akteure an sozialen Orten und (3) jüdische Soziale Arbeit seit 1945. Das Teilprojekt an der Hochschule München - Modul 3 - erforscht die Wahrnehmung jüdischer Institutionen und ihrer Sozialen Arbeit nach 1945. Das Hauptaugenmerk liegt hierbei auf der 1951 (wieder-)gegründeten Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST). Ausgangspunkt ist die Feststellung, dass eine wissenschaftliche Diskursivierung der seit 1945 geleisteten Arbeit nur bedingt stattgefunden hat. Untersucht wird, welche Auswirkungen dies auf den Umgang mit dem soziokulturellen Erbe hat.
Das Projekt "Soziale Verantwortung im Judentum in Deutschland: Traditionen und Orte als Jewish Heritage?" ist ein Verbundprojekt des Salomon Ludwig Steinheim-Instituts an der Universität Duisburg-Essen und der Hochschule München. Die Module 1 und 2 werden durch das Salomon Ludwig Steinheim-Institut bearbeitet. Die Mitarbeiter*innen an der Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften der Hochschule München widmen sich dem Modul 3. Das Projekt ist Teil des Schwerpunktprogramms "Jüdisches Kulturerbe" der DFG.