Drei Fragen an Menschen mit Agenda
"Um zu wissen, wie fair KI ist und sein kann, braucht es verlässliche Daten und fundierte sozialwissenschaftliche Forschung."
HTA-Forschungsprofessorin Verena Tobsch
Prof. Dr. Verena Tobsch

1) Welche Motivation hat Sie zu Ihrer Forschung gebracht?
In den Anfängen wurde mein Interesse an Forschung durch meine Affinität zu Zahlen und Daten bzw. zur Statistik geweckt, weil harte Fakten für mich greifbarer sind. Im Bereich Human Resource Management (HRM) haben wir es jedoch eher mit sozialen Konstrukten und latenten Strukturen zu tun. Das hat mich gefesselt. Heute motiviert mich, dass ich an der HM mit meiner Forschung einen Beitrag für mehr Gleichstellung leisten kann.
2) Welche Innovationen soll Ihre Forschung befördern?
Meine Forschung soll dazu beitragen, dass der Einsatz von KI im HRM sicher und fairer wird, was übrigens auch auf andere Einsatzbereiche übertragbar ist. Das betrifft nicht nur innovative technische Lösungen und wissenschaftlich geprüfte Konzepte, sondern auch die Entwicklung von akzeptierten Standards, also beispielsweise Zertifikate oder Gütesiegel für diskriminierungsfreie KI. Dabei geht es um Intersektionalität und damit um alle Diversitätsdimensionen.
3) Welche Anwendungsgebiete wollen Sie mit Ihrer Forschung erschließen?
Wenn es um den Einsatz von KI im HRM geht, dann geht es immer um Menschen und vielfach um Entscheidungen, die direkt oder indirekt auf sie in der Arbeits- und Lebenswelt wirken. Komplexe KI-Systeme sind allerdings Black-Boxes und werden mit historischen Daten trainiert. Damit ist KI nicht nur intransparent, sondern kann auch diskriminierend sein. Hier beginnt meine Forschung – und wie bei Entdecker:innen üblich, geht die Reise dorthin, wo es etwas zu entdecken gibt.
4) Charakterisieren Sie Ihre Forschung mit drei Worten?
Angewandt Interdisziplinär, relevant!
Prof. Dr. Verena Tobsch studierte Betriebswirtschaftslehre an der FU Berlin und promovierte an der Universität Hamburg zum Thema „Arbeitszeitwünsche und Arbeitskräftepotenziale - Balance zwischen Berufswelt- und Familienleben“. Sie forschte im Bereich Arbeitsmarkt, Digitalisierung, Gender und Sozialpolitik am DIW Berlin, IZA und an verschiedenen Universitäten in Deutschland, Großbritannien, USA und Südkorea. Außerdem war sie Mitbegründerin und Partnerin des unabhängigen Sozial- und Wirtschaftsforschungsinstituts INES Berlin. Als Co-Founderin und CEO gründete sie das rein frauengeführte IT-Startup INES Analytics GmbH. Seit Februar 2025 ist sie Professorin an der HM Business School für Human Resource Management, insbesondere Diversity und KI. Im EU-geförderten Forschungsverbund dtec.bw arbeitet sie aktuell am Verbundprojekt „SOEP-LEE2“ zum Aufbau eines Employer-Employee-linked Datensatzes mit und verantwortet den Transfer in Praxis und Gesellschaft.