Drei Fragen an "Menschen mit Agenda"
„Interdisziplinärer Austausch fördert häufig ungeahnte Lösungen zu Tage“
Prof. Dr. Christian Holler
Prof. Dr. Christian Holler

Welche Innovation in der Lehre entwickeln Sie und was motiviert sie dazu?
Christian Holler: Im Zentrum meiner Innovationsprofessur steht die Bildung im Bereich Nachhaltigkeit – sowohl innerhalb der Hochschule als auch außerhalb. Wir versuchen Studierenden tiefere Einblicke in das Thema zu geben und die Möglichkeit, individuelle Erfahrungen zu sammeln, zum Beispiel dass sie mit ihren Sorgen um die Zukunft und ihrem Engagement nicht allein sind. Neben Veranstaltungen wie der Ringvorlesung HM-Lectures for Future oder der interdisziplinären und hochschulübergreifenden Johannes B. Ortner Academy for Sustainability and Transformation bin ich unter anderem beteiligt an einem größeren Projekt der LMU zur Lehrerweiterbildung: Klimawandel verstehen und handeln.
Was an Ihrer Innovation unterstützt Studierende dabei, zu verantwortungsbewussten Gestalterinnen und Gestaltern der Zukunft zu werden?
Christian Holler: Die enormen Herausforderungen in diesem Jahrhundert, wie zum Beispiel die Klimakrise, sind nur interdisziplinär zu lösen. Unsere Hochschulen sind aber nach wie vor sehr disziplinär aufgestellt. In andere Fachbereiche schnuppert man höchstens über Nebenfächer hinein, und dann meist auch nur mit den Studierenden aus dem eigenen Studiengang. Eine fachübergreifende Zusammenarbeit mit anderen Studierenden und Hochschullehrern ändert aber sehr häufig die Sichtweisen auf das eigene Fach. Es werden ganz andere Lösungen zu Tage gefördert, an die man zuvor gar nicht gedacht hat.
Wie können andere Lehrende von Ihrer Innovation profitieren?
Christian Holler: Neben der Plattform, eigene Ergebnisse in der Ringvorlesung oder der Academy zu präsentieren, organisieren wir informell mit einigen Kollegen und Kolleginnen sogenannte Swaps, also einen Tausch einer einzelnen Vorlesungsstunde, um Studierende mit Gedanken aus einem ganz anderen Fachbereich zu konfrontieren. Ein Projekt, das wir gerne in Zukunft etwas ausweiten möchten.
Ihre Agenda für Lehre an der HM in drei Worten:
Interdisziplinarität, Austausch, Nachhaltigkeit
Prof. Dr. Christian Holler studierte Physik an der LMU. In seiner Promotion in Cambridge und als Postdoc in Oxford entwickelte er Radioteleskope. Seit 2014 ist er Professor für Ingenieurmathematik an der HM. Seit einigen Jahren und insbesondere durch seine beiden Bücher Erneuerbare Energien – ohne heiße Luft und Erneuerbare Energien zum Verstehen und Mitreden widmet er sich den Themen Nachhaltigkeit und Erneuerbare Energien.