Drei Fragen an "Menschen mit Agenda"
„Grundlegende Fragestellungen bei der Entwicklung von Softwaresystemen sind eher die Aufgaben von Hochschulen.“
HTA-Forschungsprofessor Dr. Peter Mandl
Prof. Dr. Peter Mandl
Welche Motivation hat Sie zu Ihrer Forschung gebracht?
Peter Mandl: Während meiner Industrietätigkeit habe ich immer wieder in Projekten festgestellt, dass viele Fragen in der Entwicklung von Softwaresystemen aufgrund zu geringer Budgets nicht richtig beantwortet werden konnten. Oft wurden Workarounds entwickelt, um die Systeme lauffähig zu bekommen. Mir wurde klar, dass manche grundlegende Fragestellung eher eine Aufgabe der Hochschulen ist. Große Unternehmen können sich eigene Forschungsabteilungen leisten, aber kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) sind dazu nicht in der Lage. Ich engagiere mich daher vor allem in der anwendungsorientierten Forschung für den Technologietransfer mit KMUs.
Welche Innovationen soll Ihre Forschung befördern?
Peter Mandl: Meine Forschungsaktivitäten konzentrieren sich derzeit auf die Entwicklung und Erprobung innovativer intelligenter Softwaredienste in verteilter Umgebung. Dies dient beispielsweise der Entscheidungsunterstützung in verschiedenen Anwendungsszenarien. Genutzt werden hierbei Konzepte und Technologien verteilter Systeme in Verbindung mit KI-Methoden, insbesondere Machine Learning und Deep Learning.
Welche Anwendungsgebiete wollen Sie mit Ihrer Forschung erschließen?
Peter Mandl: Ich untersuche die Bereitstellung von Internet-basierten, skalierbaren Diensten zur automatisierten Erkennung von Hassrede in Online-Zeitungen, Internet-Foren und anderen Webseiten. Ziel ist die Eindämmung von Hassrede im Internet. Ein weiteres Anwendungsgebiet ist das Matchmaking von Dokumenten, insbesondere anhand von Webseiten, mit dem Ziel, Ähnlichkeiten bzw. Gemeinsamkeiten zwischen Unternehmen zu finden. Eine konkrete Beispielanwendung hierfür ist die automatische Suche nach passenden Unternehmenspartnern im Web.
Charakterisieren Sie Ihre Forschung mit drei Worten
Peter Mandl: Verteilte intelligente Dienste, Machine Learning, Text Mining.
Prof. Dr. Peter Mandl studierte Informatik und promovierte über verteilte Transaktionssysteme. Bereits während seines Studiums gründete er ein Softwareunternehmen und entwickelte Kommunikationssysteme und verschiedene Anwendungen. Seit 2002 ist an der Hochschule München tätig und vertritt dort als Professor den Schwerpunkt Verteilte Systeme. Seit 2005 ist er Sprecher des Competence Centers Wirtschaftsinformatik der Hochschule München und ist derzeit in der wissenschaftlichen Leitung des Forschungsinstituts IAMLIS. Peter Mandl ist Gutachter und Betreuer in mehreren Promotionsverfahren und Mitglied mehrerer Promotionskommissionen. Er betreute mehr als 300 Abschlussarbeiten und leitete mehrere Forschungsprojekte. Er schrieb einige Lehrbücher beim Springer-Vieweg Verlag. In seiner Nebentätigkeit unterstützte er bis 2021 das mitgegründete Softwareunternehmen.