Drei Fragen an "Menschen mit Agenda"
„Was wir ein Leben lang ständig erneuern sollten, ist die Auffassung von unserer Umwelt.“
HTA-Forschungsprofessor Dr.-Ing. Andreas Schmitt
Prof. Dr.-Ing. Andreas Schmitt
Welche Motivation hat Sie zu Ihrer Forschung gebracht?
Andreas Schmitt: „Alles ist schwierig, bevor es ganz einfach wird“ schreibt man dem persischen Dichter Saadi zu. Übertragen auf die Ingenieurskunst heißt dies, eine adäquate mathematische Beschreibung zu finden, die universell einsetzbar ist und dabei vormals komplexe Zusammenhänge auf einen einheitlichen Nenner bringt. Der neue Zugang zu einem Thema eröffnet neue Perspektiven, beflügelt neue Denkweisen und verändert, wenn auch nur im Kleinen, unser Weltbild. Daher ist Forschung für mich eine Form des lebenslangen Lernens, der persönlichen Weiterbildung aber auch Ausdruck einer noch immer kindlichen Neugierde.
Welche Innovationen soll Ihre Forschung befördern?
Andreas Schmitt: Innovation meint im wörtlichen Sinne „Erneuerung“. Was wir ein Leben lang ständig erneuern sollten, ist die Auffassung von unserer Umwelt. Die Erde dreht sich weiter, und wir dürfen den Anschluss nicht verlieren. Im Speziellen geht es darum, in der Wahrnehmung der Fülle an Informationen das Wichtige vom Belanglosen zu trennen, um Entwicklungen, seien sie gut oder schlecht, frühzeitig als solche zu erkennen. In meiner Forschung entwickle ich genau dafür theoretische Konzepte und implementiere Algorithmen für die Praxis, die diesem hohen Anspruch derzeit wenigstens ansatzweise gerecht werden.
Welche Anwendungsgebiete wollen Sie mit Ihrer Forschung erschließen?
Andreas Schmitt: Anwendung findet meine Forschung vor allem in der Geodatenanalyse. Beispielsweise die Kennaugh-Elemente für multi-polarisiertes Radar, die TANH-Skalierung, die hyperkomplexen Basen zur multi-sensoralen Datenfusion und Zeitreihenanalyse, das Multiscale Multilooking zur Bildverbesserung und nicht zuletzt die Schmittlets haben sich in der Fernerkundung bereits etabliert. Experimentelle Ansätze wie die Histogramm-Klassifikation, die Stadtellipsen oder die Raum-Zeit-Anamorphose sind vielversprechende Ideen, die wir in den kommenden Jahren noch weiter ausbauen werden. Auch hier bleibt die Entwicklung nicht stehen.
Charakterisieren Sie Ihre Forschung mit drei Worten
Andreas Schmitt: Frei, verrückt, aber nachhaltig.
Prof. Dr.-Ing. Andreas Schmitt ist seit 2016 Professor für Angewandte Geodäsie an der Fakultät für Geoinformation und Gründungsmitglied des Forschungsinstituts IAMLIS. Als Doktorand und später Postdoc war er am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen in der Radarfernerkundung mit Schwerpunkt auf Datenaufbereitung und Änderungserkennung beschäftigt. Für seine Dissertation bekam er im Jahr 2011 vom Karlsruher Institut für Technologie, an dem er zuvor auch Geodäsie und Geoinformatik studiert hatte, den Grad „Doktoringenieur“ verliehen.