Auf welchem Gemüse kann man schreiben?
Auf Spargel. Aussortierter Spargel, Schalen oder Reste werden mit Wasser gemixt und ganz ohne Chemie zu Papier verarbeitet. Aus den Spargelfasern entsteht so ein Blatt Papier oder eine nachhaltige Verpackung wie Erdbeerkörbchen oder Eierkartons.
Zu diesem Thema forscht HM-Professorin Helga Zollner-Croll von der Fakultät für Technische Systeme, Prozesse und Kommunikation der Hochschule München.
Mindestens ein Drittel der jährlichen Spargelmenge landet in Deutschland im Müll. Krummer, aussortierter Spargel, Schalenreste oder abgeschnittene Enden werden einfach entsorgt und finden somit keine weitere Verwendung. HM-Professorin Helga Zollner-Croll leitete als Gegenmaßnahme ein Forschungsprojekt an der Fakultät für Technische Systeme, Prozesse und Kommunikation. Das Ziel? Bisher verschwendeten Spargel als Rohstoff für die Karton- oder Papierherstellung verwenden.
Spargelfasern aufspalten
Das Projekt untersuchte zunächst, inwiefern Spargel-Reststoffe überhaupt zur Faserherstellung für Verpackungsmaterial geeignet sind. Dazu zerfaserte das Forschungsteam den Spargel durch eine Zellstoff-Mühle. Diese spaltet die Spargelfasern auf, um sie im Labor auf verschiede Eigenschaften hin zu untersuchen.
Die Testphase ergab: Spargelfasern eignen sich für die Herstellung von Papier. Die Faserausbeute ist jedoch aufgrund des sehr hohen Wassergehalts niedrig. Da der Spargel beim Zerkleinern mit Wasser schäumt, ist außerdem das Waschen vor dem Mahlen sehr wichtig. Das reduziert die Belastung des Wasserkreislaufs und erhöht die Zugfestigkeit der Fasern. Wichtig ist auch die Wahl der Spargelsorte, denn die hat einen großen Einfluss auf das Mahlergebnis.
Verpackungsschalen herstellen
Nach dem Mixen läuft über ein zylinderförmiges Gefäß das Wasser langsam ab – zurück bleibt nun das Fasermaterial. Die Masse kommt in eine Gussform und trocknet zu einer Schale. „Mithilfe eines Laborfasergussverfahrens konnten wir Verpackungsschalen herstellen. Die raue Oberfläche eignet sich besonders gut für Erdbeerkörbchen oder Eierkartons“, sagt Zollner-Croll zu den Ergebnissen ihrer Laborversuche. Im Papier sind die einzelnen Spargelfasern klar erkennbar, die leicht beige Färbung spiegelt die Natürlichkeit des Papiers wider.
Die Zukunftsvision ist es, die Spargelfasern bestmöglich zu nutzen, bis im Sinne der Nachhaltigkeit ihr gesamtes Potenzial ausgeschöpft ist. So könnte beispielsweise ein Spargelhof aus den Fasern Körbchen herstellen, um die eigenen Erdbeeren am Hof zu vermarkten – ein optimaler Prozess im Sinne der Kreislaufwirtschaft.
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