Drei Fragen an "Menschen mit Agenda"
„Der Widerspruch von Haltung und Handlung scheint mir für das Verstehen und Verändern von Gesellschaft wichtig.“
HTA-Forschungsprofessorin Dr. Gabriele Fischer
Prof. Dr. Gabriele Fischer
Welche Motivation hat Sie zu Ihrer Forschung gebracht?
Gabriele Fischer: Ich möchte gesellschaftliche Hierarchien und Abwertungsmechanismen verstehen, um Ansatzpunkte für Veränderungen zu finden.
Warum sind die Themen, zu denen Sie arbeiten, von Bedeutung?
Gabriele Fischer: Ich forsche schwerpunktmäßig in zwei Themenbereichen: Arbeit und Geschlechterverhältnisse sowie Erinnern, Gedenken und Rechtsterrorismus. Die beiden Themenfelder sind sehr unterschiedlich und doch gibt es Ähnlichkeiten: In beiden Feldern zeigt sich eine erstaunliche Kontinuität von Diskriminierung bis hin zu gewaltvoller Praxis. Noch immer gibt es Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern und rechtsterroristische Gewalttaten werden wenig erinnert. Dies steht im Widerspruch zu dem Wertekanon, auf den sich die Gesellschaft bezieht. Der Widerspruch zwischen Haltung und Handlung scheint mir für das Verstehen und Verändern von Gesellschaft sehr wichtig.
Was wollen Sie mit Ihrer Forschung erreichen?
Gabriele Fischer: Mit meiner Forschung will ich wissenschaftliche Erkenntnisse beisteuern zu wichtigen gesellschaftlichen Konfliktfeldern, in denen die Diskurse oftmals sehr emotional und unsachlich geführt werden. Ich möchte mit meiner Forschung zu einer fachlichen und sachlichen Fundierung beitragen und dabei die Positionen sichtbar machen, die in den Diskursen weniger Gehör finden.
Charakterisieren Sie Ihre Forschung mit drei Worten
Gabriele Fischer: Empirisch, kritisch, konstruktiv.
Prof. Dr. Gabriele Fischer ist Soziologin und wurde im Wintersemester 2019 an die Hochschule München berufen. Dort vertritt sie an der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften das Themengebiet Gender, Migration und Diversität. Von 2014 bis 2019 war sie als Professorin an der Hochschule Esslingen mit dem Schwerpunkt Soziale Ungleichheit. Aktuell forscht sie zu den Themenschwerpunkten Anerkennung und Sichtbarkeit im Kontext Gender und Erwerbsarbeit, sowie zu rechtem Terror und Erinnern.