Drei Fragen an "Menschen mit Agenda"
„Es geht mir vor allem darum, vermeintliche Widersprüche zu erkennen, zu verstehen und bestmöglich aufzulösen.“
HTA-Forschungsprofessor Dr. Stefan Pohlmann.
Prof. Dr. Stefan Pohlmann
Welche Motivation hat Sie zu Ihrer Forschung gebracht?
Stefan Pohlmann: Jede Forschung baut auf einer Grundmotivation des Menschseins auf: Der Neugier. Für mich verbindet sich damit die Offenheit für neue Erkenntnisse, die Lust Rätsel zu lösen und das Abenteuer, mehr über die Welt zu erfahren. Hinzu kommt der Respekt gegenüber all jenen, die bereits zuvor auf diesem Gebiet tätig waren, wie auch für diejenigen, mit denen wir in unseren Studien zusammenarbeiten. Ohne sie wären Erkenntnisgewinne gar nicht möglich. All dies macht die Forschung für mich zu einer inspirierenden Reise auf gelegentlich unerwarteten Wegen.
Welche Innovationen soll Ihre Forschung befördern?
Stefan Pohlmann: Der Begriff der Innovation hat durch seinen inflationären Gebrauch aus meiner Sicht an Strahlkraft verloren. Was wir eigentlich darunter fassen wollen, sind Ansätze, die zumindest in Teilen kreativ, neuartig und originell sind. Gute Forschung muss dazu aber nicht permanent nie Dagewesenes produzieren. Wichtig ist ebenso die sinnvolle Anpassung, Konsolidierung, Ausweitung, Wiederbelebung oder der Transfer erfolgversprechender Ansätze. Unsere Untersuchungen sollen zeigen und belegen, was gut funktioniert, was nicht, und was auf welche Weise besser funktionieren könnte.
Welche Anwendungsgebiete wollen Sie mit Ihrer Forschung erschließen?
Stefan Pohlmann: Für mich als Gerontologen ist die Beschäftigung mit dem demografischen Wandel grundsätzlich mit dem Interesse an anderen gesellschaftlichen Transformationen verbunden. Es geht mir vor allem darum, vermeintliche Widersprüche zu erkennen, zu verstehen und bestenfalls aufzulösen. Wer sich mit Fragen des Alterns beschäftigt, muss sich auch mit anderen Lebensphasen befassen. Wer Krankheiten verstehen will, muss auch die stabilisierenden Faktoren für die Gesundheit in den Blick nehmen. Wer Belastungen untersucht, sollte auch Chancen prüfen. Die Anwendung meiner Arbeiten beziehen sich dabei auf Individuen, Gruppen, Organisationen wie auch auf die Gesellschaft als solche.
Charakterisieren Sie Ihre Forschung mit drei Worten
Stefan Pohlmann: Lernen, verstehen, verändern.
Prof. Dr. Stefan Pohlmann ist seit 2004 Professor für Gerontologie an der HM. Der habilitierte Psychologe leitet als Gründungsprofessor das neu aufgebaute Forschungsinstitut für Soziales, Gesundheit und Bildung. Zugleich ist er Vorsitzender der HM-Ethikkommission Als Dekan vertritt er zudem die Interessen der Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften.