Macht uns die 4-Tage-Woche zufriedener?
Auf der persönlichen Ebene zeigt die Forschung, dass eine 4-Tage-Woche einen positiven Effekt auf die Zufriedenheit und Gesundheit der Mitarbeitenden haben kann. Wissenschaftliche Studien deuten jedoch darauf hin, dass andere Einflüsse, wie z. B. Führung auf Augenhöhe oder eine wertschätzende Zusammenarbeit, eine größere Wirkung zeigen.
Zu diesem Thema forscht HM-Professor Simon Werther von der Fakultät für Tourismus.
Was sind die Effekte der 4-Tage-Woche auf die Beschäftigten?
Aktuelle Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass eine 4-Tage-Woche die Beschäftigten zufriedener und gesünder macht. Allerdings ist eine allgemeingültige Aussage schwer, da z. B. verschiedene Modelle der 4-Tage-Woche existieren oder bei deren Einführung häufig noch weitere Veränderungen in den Unternehmen stattfinden.
Können wir uns die 4-Tage-Woche leisten?
Das kommt darauf an. Die 4-Tage-Woche kann zu kürzeren Öffnungs- oder Betriebszeiten führen, z. B. in der Gastronomie. Insbesondere bei Tätigkeiten mit Präsenzarbeit ist mit weniger Arbeitszeit ein höherer Personalbedarf verbunden. Dies führt zu mehr Personalkosten. Diese können sich aber teilweise durch niedrigere Krankenstände aufgrund der 4-Tage-Woche oder durch Produktivitätsgewinne beim Nutzen von neuen Technologien ausgleichen.
Ist die 4-Tage-Woche eine Lösung für den Fach- und Arbeitskräftemangel?
Die 4-Tage-Woche ist hier eine von vielen Maßnahmen. Es gibt andere Modelle, die es den Mitarbeitenden ermöglichen, ihre Arbeitszeit flexibel zu gestalten. Außerdem zeigen Studien: Damit Beschäftigte engagierter und länger bei einem Unternehmen arbeiten, können z. B. der Führungsstil, die Art der Zusammenarbeit oder die Personalentwicklung wichtiger sein als die 4-Tage-Woche. Ihre Einführung wird nicht genügen, um den Fach- und Arbeitskräftemangel zu lösen. Zusammen mit anderen sogenannten New Work-Maßnahmen kann sie jedoch hilfreich sein.
Und wie sieht es in der Tourismusbranche aus?
In der Branche existieren besondere Herausforderungen. Vor allem die Gastronomie und Hotellerie haben während der Pandemie viel Personal verloren. Für Mitarbeitende ist der hohe Anteil an Präsenzarbeit gepaart mit niedrigen Gehältern oft nicht attraktiv. Wenn ein touristisches Unternehmen die 4-Tage-Woche anbietet, kommt es nachweislich zu einer höheren Anzahl an Bewerbungen und zu einer schnelleren Stellenbesetzung. Auf diese Weise kann das Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil erlangen. Der Effekt kann aber nachlassen, wenn mehr Betriebe die 4-Tage-Woche anbieten. Meine Forschung zeigt jedoch, dass andere New Work-Maßnahmen noch wirkungsvoller sind und auch in der Tourismusbranche die 4-Tage-Woche allein nicht die Lösung ist.
Was sollten Unternehmen beim Einführen der 4-Tage Woche beachten?
Die Mitarbeitenden müssen miteinbezogen werden. Die 4-Tage-Woche passt nicht automatisch zu jeder Lebensphase oder allen Angestellten. Vielleicht wollen diese auch eine andere Möglichkeit, ihre Arbeitszeit flexibel zu gestalten. Bei der Einführung der 4-Tage-Woche sind immer umfassende operative Veränderungen nötig. Damit das gelingt, müssen alle Beschäftigten mitgestalten und davon überzeugt sein. Gerade Führungskräfte sollten den Prozess und die Mitarbeitenden aktiv begleiten. Weiterhin ist es wichtig, die Kundschaft miteinzubeziehen, sofern sich veränderte Öffnungs- oder Betriebszeiten ergeben.
Wird sich die 4-Tage-Woche in fünf Jahren durchsetzen?
Die Bedürfnisse von Arbeitnehmenden stehen heute stärker im Mittelpunkt als noch vor 20 Jahren. Auch der Gedanke, dass eine längere Arbeitszeit nicht automatisch zu mehr Produktivität führt, wird sich etablieren. Die 4-Tage-Woche und andere Maßnahmen der Arbeitszeitflexibilisierung wird man in fünf Jahren bei immer mehr Unternehmen beobachten können. Allerdings gehe ich nicht davon aus, dass die 4-Tage-Woche dann über alle Branchen und Tätigkeiten hinweg zum Standard geworden ist.
Immer noch nicht satt?
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